Schon fast drei Monate streiken Tausende Beschäftigte der Verteidigungssparte von Boeing. Nun haben Mitarbeiter auch den neuen Tarifvorschlag des US-Flugzeugherstellers abgelehnt. Das hat Folgen für die Streitkräfte.
Beim US-Flugzeugbauer Boeing haben mehr als 3.000 streikende Beschäftigte zum vierten Mal ein Angebot des Arbeitgebers abgelehnt. Damit wird sich der Streik, der am 4. August begann, fortsetzen und in die 13. Woche gehen.
Die Konzernführung sei nicht auf die Bedürfnisse der Gewerkschaft International Association of Machinists and Aerospace Workers (IAM) eingegangen, teilte die Gewerkschaftsführung mit. “Boeing hat behauptet, seinen Mitarbeitern zugehört zu haben. Das Ergebnis der heutigen Abstimmung beweist, dass dies nicht der Fall war”, sagte der IAM-International-Präsident Brian Bryant.
Das Fünf-Jahres-Angebot entsprach weitgehend den zuvor abgelehnten Vorschlägen. Die Boeing-Führung hat wiederholt erklärt, das Angebot nicht wesentlich verbessern zu wollen.
Knappe Mehrheit lehnt Angebot ab
Allerdings fiel das Ergebnis knapp aus. Nach Angaben des Flugzeugbauers hatte sich nur eine hauchdünne Mehrheit von 51 Prozent für die Ablehnung des Angebots ausgesprochen. “Angesichts des knappen Ergebnisses und des gestiegenen Interesses von Kollegen, die den Streik brechen wollen, ist klar, dass viele den Wert unseres Angebots verstehen”, sagte ein Unternehmenssprecher der Nachrichtenagentur AFP.
In den Tarifverhandlungen fordern die Beschäftigten mehrerer Kampfflugzeug-Werke in den Bundesstaaten Missouri und Illinois im Mittleren Westen der USA stärkere Lohnerhöhungen, höhere Bonuszahlungen und bessere Altersvorsorge-Aufwendungen. Sie wollen mit den Boeing-Beschäftigten in der Region Pacific Northwest gleichgestellt werden, wie die Gewerkschaft erklärte.
Boeing-Vizechef Dan Gillian hatte das vorliegende Angebot zuvor gelobt. Demnach sah es einen Anstieg der Löhne um durchschnittlich 45 Prozent in einem Zeitraum von fünf Jahren vor, diverse Prämien, bessere Gesundheits- und Rentenleistungen sowie mehr Urlaubstage.
Auslieferungen verzögern sich
Inzwischen hat sich durch den Streik die Auslieferung von F-15EX-Kampfjets an die US-Luftwaffe verzögert. Dies geht aus einer Stellungnahme hervor, die General Kenneth Wilsbach für eine Anhörung vor dem Streitkräfteausschuss des Senats am 9. Oktober vorbereitet hatte. Boeing hat erklärt, ein Notfallplan habe die Auswirkungen des Arbeitskampfes abgemildert.
Für Mittwoch wird erwartet, dass Boeing bei der Vorlage seiner Quartalszahlen einen weiteren Verlust ausweist. Analysten gehen zudem davon aus, dass der Airbus-Konkurrent eine milliardenschwere Belastung für sein 777X-Programm bekanntgeben wird, das sechs Jahre im Verzug ist.
