Wer in materieller Sicherheit lebt, muss manche Sorgen nicht haben. Doch wie groß ist der Anteil des Geldes am persönlichen Glück tatsächlich?
Frohe Weihnachten, ein glückliches neues Jahr – Glück und der Jahreswechsel gehören irgendwie zusammen. Jeder definiert sein eigenes Glück ein wenig anders, und dennoch suchen alle nach den glücklichen Momenten im Leben.
Dominik Enste, Wirtschaftsethiker und Verhaltensökonom am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, forscht seit vielen Jahren zum Glück und benennt die Gesundheit als wichtigsten Treiber der Lebenszufriedenheit. Das sehen in Umfragen die meisten Menschen genauso. Etwas jeder Zweite gibt die Gesundheit als wichtigen Faktor an. Etwa jeder Dritte gibt Partnerschaft und Familie an, dann kommt schon das Geld: Jeder Vierte sagt, das Geld ein wichtiger Faktor ist.
Familie, Freunde und ein unterstützendes Umfeld
Glücksforscher Dominik Enste betont aber auch, dass Geld allein nicht entscheidend sei: “Einkommen oder Geld ist etwas, was als Hygienefaktor beschrieben werden kann – also etwas, das man braucht, damit man nicht unglücklich ist.” Ein unterstützendes Umfeld sowie Vertrauen in Familie und Freunde wiegen deutlich schwerer. Auch der Beruf kann ein einflussreicher Faktor sein – allerdings nur, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.
Der Schweizer Ökonom und europaweit führende Glücksforscher Matthias Binswanger erklärt gegenüber der ARD, dass der eigene Beruf dann positiv für unser Glück sein könne, “wenn ich Freude an der Arbeit habe, intrinsisch motiviert bin, einen Sinn in dieser Arbeit sehe”. Fehlt dies, kann der Faktor Beruf schnell einen negativen Einfluss auf die individuelle Lebenszufriedenheit haben. Einig sind die meisten Glücksforscher darin, dass umgekehrt der Jobverlust eine schwere Bürde für das eigene Glück ist: Wer arbeitslos ist, für den ist es schwer, glücklich und zufrieden zu sein.
Wo Deutschland im Vergleich steht
Um das große Feld “Glück” messbar zu machen, unterscheiden Sozialwissenschaftler zwischen dem Glücksmoment und der Lebenszufriedenheit. Während der Glücksmoment etwas ist, das sich nicht gezielt herbeiführen lässt und für jeden Menschen eine andere Bedeutung hat, wird die Lebenszufriedenheit als messbare Vergleichsgröße betrachtet. Sie ist deshalb auch das, was in sozialwissenschaftlichen Erhebungen abgefragt wird, etwa mit der Frage: “Wie glücklich sind Sie insgesamt betrachtet mit dem Leben, das Sie führen – auf einer Skala von 0 bis 10?”
Auch wenn Deutschland gerne nachgesagt wird, ein eher unglückliches Land zu sein – so schlecht schneiden wir gar nicht ab. Die Lebenszufriedenheit liegt hierzulande seit Jahren auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Im “World Happiness Report 2025” konnte sich Deutschland sogar um zwei Plätze verbessern, wenn auch nur auf den 22. Platz – gutes Mittelfeld.
Acht Arten von “Kapital”
Das glücklichste Land der Welt ist demnach seit acht Jahren in Folge Finnland. Auch Platz zwei und drei gehen an nordische Länder, Dänemark auf zwei Platz zwei und Island auf Platz drei. Im internationalen Vergleich liegen gleich sieben europäische Länder unter den zehn glücklichsten Nationen der Welt.
In der ökonomischen Glücksforschung konnten verschiedene Faktoren identifiziert werden, die persönliche Zufriedenheit – je nach Lebensentwurf – unterschiedlich stark beeinflussen. Dominik Enste benennt in seiner Forschung acht Arten von “Kapital”, die für das Glücklichsein eine Rolle spielen. Dazu gehören neben dem ökonomischen Kapital auch das Humankapital und das Sozialkapital. Ebenso zählen das Naturkapital und das körperliche Kapital zu den wichtigen Bausteinen eines insgesamt zufriedenen Lebens.
Glücksempfinden ist kulturabhängig
Die kulturelle Prägung beeinflusst den individuellen Glücksbegriff. Jedes Land und jede Kultur besitzt ihre eigene Vorstellung von Glück und einem glücklichen Leben. So sorgt in Japan eine Kultur der Bescheidenheit für zurückhaltende Angaben über die eigene Lebenszufriedenheit. Dem entgegengesetzt steht die USA mit einer Kultur, die von geringer Zurückhaltung und starkem Optimismus geprägt ist. Diese Prägungen wirken sich auch darauf aus, welche Antworten Menschen in verschiedenen Ländern auf ein und dieselbe Frage zur Lebenszufriedenheit geben.
Ganz unabhängig von der Mentalität gilt: Man kann sein Glück auch ein bisschen steuern, indem man sich bewusst macht, mit wem man sich vergleicht: Wer sich nur mit besonders erfolgreichen Kollegen vergleicht, der kann mit Blick auf Karriere und Einkommen schnell frustriert sein. Klüger kann es sein, sich mit Freunden und alten Schulkameraden zu vergleichen – da ist man vielleicht glücklicher, weil man manchmal auch besser dasteht als andere.
