Die Bahn bleibt auch im neuen Jahr das Sorgenkind der Politik: Zu kaputt ist das Streckennetz, zu unpünktlich vor allem der Fernverkehr. 2026 soll das Jahr des großen Umbaus werden. Was ist geplant?
“Liebe Gäste, wir erreichen den Hauptbahnhof Hannover heute 15 Minuten früher, alle Anschlüsse werden erreicht.” Wer die neue Webserie der Bahn schon gesehen hat, weiß natürlich, dass Zugbegleiterin Tina (gespielt von Anke Engelke) die gute Nachricht für ihre Fahrgäste schon bald wieder einkassieren muss. Damit kommt die im Netz viel gelobte, aber zum Teil auch zynisch kritisierte Marketingkampagne im Alltag der neuen Bahn-Chefin Evelyn Palla an.
Die will den Staatskonzern 2026 gründlich sanieren und erklärt im Bild-Talk, was die Fahrgäste dabei zu erwarten haben: “Da schwebt natürlich das Thema Pünktlichkeit im Raum. Da sehen wir seit drei, vier Jahren einen Rückgang. Es wird jetzt darum gehen, die Pünktlichkeit zu stabilisieren, die Talsohle zu erreichen und die Pünktlichkeit nach oben zu bringen.”
Übersetzt heißt das: Die Bahn wird auch im neuen Jahr nicht viel pünktlicher werden.
Nicht pünktlicher, aber verlässlicher
Bis 2029 erst sollen im Fernverkehr 70 Prozent statt wie zuletzt 60 Prozent aller ICEs und Intercitys planmäßig fahren, so die formulierte Erwartung von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder von der CDU. Er klingt trotz des niedrigen selbstgesteckten Ziels noch skeptisch: “Ich glaube, es wird ein hartes Stück Arbeit. Weil man sehen muss, dass wir in den kommenden Jahren sehr viele Baustellen haben werden, um die Infrastruktur zu verbessern. Das bringt natürlich Folgeprobleme mit sich.”
So wie aktuell zwischen Hamburg und Berlin, wo die Züge wegen der laufenden Generalsanierung noch bis Mai deutlich länger brauchen als sonst.
Eine Arbeitsgruppe aus Politik, Bahnunternehmen und Verbänden soll nun bis zum Frühjahr konkrete Vorschläge machen, wie Baustellen zumindest besser aufeinander abgestimmt und die Kunden verlässlich über Verspätungen informiert werden können, vor allem über die App “DB Nagivator”.
Millionen für saubere Toiletten und Kaffee
“Wir wollen aber trotzdem, dass bei den Fahrgästen ankommt, dass sich bei der Bahn was verändert, dass etwas besser wird”, betont Bahn-Chefin Palla. Rund 140 Millionen Euro will sie daher im neuen Jahr in die Hand nehmen, für sogenannte Sofortprogramme. Für mehr Sicherheit an Bahnhöfen sowie saubere Toiletten und Züge. “Es geht auch um die Verfügbarkeit der Bordbistros. Jeder soll sich einen Kaffee und ein Baguette kaufen können”, so Palla.
Das klingt vor allem nach Schadensbegrenzung. Doch Palla verspricht noch mehr: Zahlreiche Manager-Jobs in der Bahn-Zentrale sollen künftig wegfallen, der Konzern soll schlanker und effizienter werden.
Tarek Al-Wazir von den Grünen, Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Bundestga, hält das für überfällig: “Die Bahn hat sich in den letzten 30 Jahren in ihren unterschiedlichen Konzernteilen zu einem System entwickelt, was kaum noch zu steuern ist”, sagt Al-Wazir im Morgenmagazin von ARD und ZDF. “Offensichtlich will die neue Bahn-Chefin nun Entscheidungen wieder nach unten geben, das ist auf jeden Fall richtig.”
In ihrem vorherigen Job bei der DB Regio war Palla mit ihrem Konzept erfolgreich. Mit Spannung wird in der Branche nun erwartet, ob sich dieser Erfolg ohne Weiteres auf den großen Bahn-Konzern übertragen lässt.
Bahn-Umbau: Das Prinzip Hoffnung?
Fazit: 2026 soll das Jahr des großen Umbaus bei der Bahn werden. Pünktlicher wird Zugfahren eher nicht, dafür möglicherweise verlässlicher und ein wenig komfortabler. Konzernchefin Palla und Bundesverkehrsminister Schnieder setzen dabei auch auf das Prinzip Hoffnung – und entsprechendes Marketing.
Doch selbst Zugbegleiterin Tina hält in der Webserie der Bahn fest: “Ein Witz ist wie ein Zug: muss gut ankommen.”

