Viele Hausbesitzer fühlen sich finanziell überfordert, wenn es um den Umstieg auf klimafreundliche Heizsysteme geht. Laut einer Studie des Sozialklimarats gilt es große regionale Unterschiede.
Familie Lindel aus Walhausen im Saarland hat kürzlich eine Wärmepumpe einbauen lassen. Zuvor nutzte das Ehepaar eine 32 Jahre alte Ölheizung, um ihr Haus aus dem Jahr 1964 zu heizen. “Da es in unserer Straße weder Gas noch Fernwärme gibt, war die Wärmepumpe die einzige Alternative”, sagt Martina Lindel.
Haushalte nach Anpassungsfähigkeit sortiert
Anders als Familie Lindel werden sich im Saarland viele Haushalte den Umstieg auf ein klimafreundliches Heizsystem nicht leisten können. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Sozialklimarats, die unter anderem von der Arbeitskammer des Saarlandes beauftragt wurde. Sie basiert auf einem umfassenden Datensatz des Marktforschungsunternehmens infas 360.
Die Studie kategorisiert die rund 42 Millionen Haushalte in Deutschland in 16 Gruppen. Für jede dieser Gruppen entwickelten die Forschenden eine fiktive “Persona”. Sie stellen zentrale Merkmale wie Alter, Wohnsituation, Einkommen und Energiebedarf gebündelt dar. Anhand dieser Eigenschaften bewertete die Studie die Anpassungsfähigkeit der Haushalte und ordnete sie fünf Kategorien zu – von sehr gut bis sehr schlecht.
Große regionale Unterschiede
Im Saarland fällt die Anpassungsfähigkeit demnach besonders gering aus: Bei rund 40 Prozent der Haushalte bewertete die Studie sie als schlecht oder sehr schlecht. Damit liegt das Saarland deutlich über dem Bundesdurchschnitt, denn deutschlandweit können sich voraussichtlich etwa 30 Prozent der Haushalte den Umstieg auf klimafreundliche Heizsysteme nicht leisten.
Die Studie macht auch die Ursachen für die Schieflage im Saarland deutlich: Das durchschnittliche Einkommen ist vergleichsweise niedrig, während die Eigentümerquote überdurchschnittlich hoch ist. Hinzu kommt, dass die Bausubstanz im Saarland im Bundesvergleich besonders alt ist.
Auch in Rheinland-Pfalz und Niedersachsen ist die Lage deutlich schlechter als im Bundesschnitt: In beiden Ländern bewertet die Studie die Anpassungsfähigkeit bei jeweils rund 38 Prozent der Haushalte als schlecht oder sehr schlecht. Vergleichsweise besser fällt die Situation in Berlin aus, wo nur etwa 20 Prozent der Haushalte betroffen sind. Es folgt Hamburg mit rund 24 Prozent.
Förderung reicht oft nicht aus
Angesichts der hohen Anteile von Haushalten mit geringer Anpassungsfähigkeit fordern Sozialklimarat und Arbeitskammer, die Förderprogramme für energetische Sanierungen stärker nach Einkommen zu staffeln. Zwar können Haushalte mit einem gemeinsamen Bruttoeinkommen von unter 40.000 Euro aktuell bis zu 70 Prozent Förderung erhalten. Doch nach Einschätzung der beiden Institutionen reicht das nicht aus, um die Belastungen vieler Betroffener spürbar zu verringern. Denn Wärmepumpen bleiben in der Anschaffung trotz Förderung meist deutlich teurer als andere Heizsysteme.
Die Verbraucherzentrale des Saarlandes empfiehlt aber, bei der Entscheidung nicht nur die einmaligen Investitionskosten zu berücksichtigen, sondern auch die Energiekosten über die kommenden 20 Jahre. “Dabei wird eine Gas- oder Ölheizung voraussichtlich deutlich schlechter abschneiden – nicht zuletzt wegen der CO2-Bepreisung”, schätzt Energieberaterin Cathrin Becker.
Soziale Schieflage der Energiewende?
Davon geht auch Familie Lindel aus Walhausen aus. Mit ihrer alten Ölheizung verbrauchte sie rund 3.500 Liter Heizöl pro Jahr. Das Ehepaar rechnet damit, dass sich die Heizkosten mit der neuen Wärmepumpe im kommenden Jahr halbieren werden.
Solche Einsparungen könnten insbesondere einkommensschwache Haushalte in schwieriger Wohnsituation langfristig entlasten. Mit Blick auf die Studie sieht es zurzeit allerdings eher so aus, dass sich die Lage gerade dieser Menschen durch die Energiewende noch weiter zuspitzen wird.
