Warum der Goldpreis in diesem Jahr so stark gestiegen ist

Warum der Goldpreis in diesem Jahr so stark gestiegen ist

Goldbarren und Goldmünzen.


analyse

Stand: 26.12.2025 20:03 Uhr

Um rund zwei Drittel ist der Goldpreis in diesem Jahr gestiegen. Die vielen politischen Krisen gelten als ein wichtiger Grund. Wird sich dieser Trend 2026 fortsetzen?

Von Paula Protzen, ARD-Finanzredaktion

“Goldrausch” an den Finanzplätzen: Innerhalb weniger Monate knackte der Goldpreis dieses Jahr erstmals die Marke von 3.000 Dollar pro Feinunze, kletterte im Herbst sogar über 4.000 Dollar.

Bis Jahresende steigerte sich der Preis um fast 70 Prozent. In dieser Rekordrally spiegelt sich die Unsicherheit, die Märkte und die Weltwirtschaft gerade bewegt.

Zum Einen war die sprunghafte Handelspolitik von Donald Trump ein Grund für die Wertsteigerung des Edelmetalls.

Auch der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten verunsichern. Dazu kommt das wirtschaftliche Stottern vieler Volkswirtschaften.

Weg vom Dollar, rein ins Gold

Zugleich ist ein entscheidender Faktor die starke Gold-Nachfrage von Notenbanken. Gerade Staaten, die sich unabhängiger vom Dollar möchten, schichten ihre Geldreserven in Gold um.

Das hänge stark mit damit zusammen, dass USA im Rahmen der Sanktionen gegen Russland die Möglichkeit hatten, die russischen Devisenreserven im Ausland großflächig einzufrieren, sagt Tobias Kascha vom Edelmetallhändler Philoro. “Russland konnte sich finanziell im Prinzip nicht mehr bewegen, nicht mehr am internationalen Zahlungsverkehr teilhaben.”

Das habe dann Signalwirkung für andere Staaten gehabt – und Gold als international anerkanntes Zahlungsmittel sei ein Instrument, mit dem sie sich unabhängiger aufstellen könnten.

China als großer Gold-Käufer

Besonders die chinesische Zentralbank investiere seit Jahren gezielt mehr in Gold, sagt Philipp Emanuel Eisel von EE Capital Management. Zuvor habe China seinen großen Dollar-Handelsüberschuss vor allem in US-Staatsanleihen angelegt.

Neben der politischen Abhängigkeit, die sich daraus ergab, spiele auch die hohe Verschuldung der USA eine Rolle. Die ist mit über 38 Billionen Dollar ebenfalls auf einem Rekordhoch.

So weit, dass der Dollar als Weltleitwährung wackele, sei es noch nicht, sagen die Experten Kascha und Eisel. Eine Diversifizierung sei aber zunehmend zu beobachten. Auch bei anderen Staaten – der Türkei und Brasilien beispielsweise.

Bei Anlegern spielt Psychologie mit

Dazu kommt, dass Gold allgemein als krisensicher gilt, auch bei Anlegerinnen und Anlegern – einerseits begründet durch seine lange Tradition als Zahlungsmittel. Zudem besitzt Gold, anders als Währungen, einen physischen Wert. Und ist als Rohstoff gefragt: in der Schmuck- und der Elektro-Branche.

Letztendlich spiele auch Psychologie eine Rolle, sagt Tobias Kascha: wenn historische Marken wie die 4.000 Dollar gerissen werden, löse das Impulse bei den Käufern aus und befeuere den Preis weiter.

Hoffnungen auf eine Verschnaufpause

Für das kommende Jahr rechnen Analysten mit einem weiterhin hohen Preisniveau, ohne aber dass sich der Anstieg im selben Tempo wie bisher fortsetzt. “Einen Rücksetzer auf 3.900 Dollar würde ich für gesund halten, allerdings sehe ich den Preis nicht deutlich darunter”, so Tobias Kascha.

Wie sich der Goldpreis weiter entwickelt, wird auch von einigen konkreten Ereignissen im kommenden Jahr abhängen. So stehen aktuell alle Zeichen darauf, dass ein Vertrauter Donald Trumps neuer Chef der US-Notenbank Federal Reserve wird. Kritiker befürchten, dass damit auch die Unabhängigkeit der Fed auf dem Spiel stehen könnte.

Das wiederum hätte negative Folgen für die Stabilität des Dollars – und würde die Attraktivität von Gold weiter steigern. Auch die Zwischenwahlen in den USA, die “Midterm Elections”, bei denen Parlament und Senat neu besetzt werden, werden ein wichtiger Fingerzeig bei der Frage nach politischer Stabilität und Sicherheit.

Analysten sagen weiter goldene Zeiten voraus

Die langfristige Entwicklung des Edelmetalls sehen Experten optimistisch. “Wenn Sie mich fragen, sehen wir eher die 5.000 Dollar, als dass es einen Rücksetzer auf 3.000 Dollar gibt”, sagt Tobias Kascha.

“Ich würde mich auch nicht wundern, wenn wir irgendwann fünfstellige Goldpreise sehen werden”, so Philipp Eisel. “Wahrscheinlich nicht im nächsten Jahr, aber ich denke, da geht die Reise hin.”

Irgendwann aber werde der Preis auch die Nachfrage regulieren. Dann sei auch die Zeit der hohen Renditen erst mal wieder vorbei. Pünktlich zum Jahresende hat Gold die nächste Rekordmarke genommen: mehr als 4.400 Dollar wurde für eine Feinunze fällig.

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