Drei Monate nach dem Tod des rechten Aktivisten Kirk hat sich dessen Turning-Point-USA-Bewegung getroffen. Dort lobte Vizepräsident Vance die Abschaffung von Initiativen für mehr Vielfalt. Doch es zeigten sich auch Risse bei den US-Konservativen.
Die Jahreskonferenz der US-Jugendbewegung Turning Point USA hat erstmals ohne den im September getöteten ultrarechten Aktivisten Charlie Kirk stattgefunden, der sie gegründet hatte. Einer der Redner beim Treffen in Phoenix war Vizepräsident JD Vance. Er lobte die Abschaffung von Initiativen für mehr Vielfalt, die sich für historisch benachteiligte Gruppen wie Schwarze einsetzen, als großen Erfolg der Regierung, der er angehört.
US-Präsident Donald Trump – der kurz per Telefon zugeschaltet wurde – und seine Regierung hätten die sogenannten DEI-Initiativen (Diversity, Equity and Inclusion, zu Deutsch: Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion) in ihrem ersten Amtsjahr in den “Mülleimer der Geschichte” verfrachtet, “genau da, wo sie hingehören”, sagte Vance.
“Nicht mehr dafür entschuldigen, weiß zu sein”
In den USA müsse man sich “nicht mehr dafür entschuldigen, weiß zu sein”, sagte Vance vor einem jubelnden Publikum. Anders als die Demokraten behandelten Republikaner alle Menschen gleich. Man erwarte nur, dass sie “großartige amerikanische Patrioten” seien.
Trump und Vance brüsten sich für den Kampf gegen ein Amerika, in dem sich eine von ihnen als “woke Ideologie” kritisierte Toleranz nach ihrer Ansicht in eine Unterdrückung der Mehrheit verwandelt hat. Ein besonderer Dorn im Auge waren ihnen dabei die sogenannten DEI-Initiativen. Die Vorgängerregierung des Demokraten Joe Biden hatte diese gefördert, um benachteiligte Gruppen in den USA gezielt zu unterstützen und gegen Rassismus zu kämpfen.
Junge Konservative sollen sich für Republikaner engagieren
In seiner Rede erinnerte Vance auch an Kirk, der Trump im Wahlkampf unterstützt hatte und ein einflussreicher Vertreter von dessen Bewegung “Make America Great Again” (MAGA) war. Kirk bezeichnete sich zwar als Verfechter der Meinungsfreiheit. Kritiker warfen ihm allerdings rassistische, homophobe, transfeindliche und sexistische Ansichten vor.
“Charlies Tod war ein unglaublicher Verlust, ein nicht zu ersetzender Verlust”, sagte Vance. Sein Tod habe ihn schwer getroffen. Doch der Kampf für Kirks Überzeugungen müsse weitergehen, sagte er. Vance forderte die jungen Konservativen auch auf, sich vor den Zwischenwahlen zum US-Kongress im kommenden November für die Republikaner zu engagieren.
Vance hat bisher noch keine konkreten Schritte in Richtung einer Präsidentschaftskandidatur 2028 unternommen, es wird aber weithin angenommen, dass er sich um Trumps Nachfolge bemühen wird. Dabei dürfte auch die Unterstützung von Turning Point – und von Kirks Witwe Erika – eine Rolle spielen. Trump kann nach zwei Amtszeiten nicht erneut kandidieren.
Carlson und Shapiro beleidigen sich gegenseitig
Der weitere Verlauf der Turning-Point-Konferenz offenbarte unterdessen deutliche Risse bei den sonst so geschlossen auftretenden US-Konservativen. Bekannte Kommentatoren gingen in ihren Reden aufeinander los und verbrachten mehr Zeit damit, gegen ihre republikanischen Rivalen auszuteilen als gegen die außerparteilichen Gegner.
Ex-Fox-News-Moderator Tucker Carlson und Ben Shapiro, Mitgründer der Medienorganisation “Daily Wire”, beleidigten sich gegenseitig und warfen sich Antisemitismus vor. Carlson kritisierte unter anderem die bedingungslose US-Unterstützung für Israel. Beide stritten auch über Verschwörungserzählungen und die Frage, wer zu den USA gehöre.
Mit Informationen von Jan Koch, ARD New York
