Spanien ersetzt Warndreieck durch Leuchte – Modell für Deutschland?

Spanien ersetzt Warndreieck durch Leuchte – Modell für Deutschland?

Eine leuchtender Signalkopf ist auf einem Fahrzeug angebracht.

Stand: 31.12.2025 15:10 Uhr

Immer wieder kommt es zu gefährlichen Situationen, wenn Fahrer ihr Auto verlassen und ein Warndreieck aufstellen. In Spanien sollen Warnleuchten für mehr Sicherheit sorgen. Ein Vorbild für andere Länder?

Von Jonas Keinert, zzt. ARD Madrid

Spanien ist das erste Land weltweit, das Warndreiecke in Autos abschafft und verpflichtend eine elektronische Warnleuchte einführt. Das Gesetz gilt ab 1. Januar. Die sogenannte “Baliza” ist für alle in Spanien zugelassenen Fahrzeuge Pflicht. Ziel ist es, schwere Unfälle zu vermeiden – insbesondere solche, die entstehen, wenn Autofahrer ihr Fahrzeug verlassen, um ein Warndreieck aufzustellen.

Nach Angaben der spanischen Verkehrsbehörde Dirección General de Tráfico (DGT) ist genau dieser Moment besonders gefährlich. “Der Vorgang, ein Warndreieck aufzustellen, macht Menschen extrem verwundbar”, erklärt Ana Blanco von der Behörde. Jährlich würden im Durchschnitt rund 25 Menschen auf Schnellstraßen überfahren. Diese Zahl will die DGT mit der “Baliza” reduzieren.

Mehr Sichtbarkeit – real und digital

Die neue Warnleuchte wird magnetisch auf dem Fahrzeugdach befestigt und sendet ein starkes Blinksignal in 360 Grad um das Auto aus, das deutlich früher wahrgenommen wird als ein reflektierendes Dreieck auf dem Asphalt. Der entscheidende Unterschied liegt jedoch in der Vernetzung: Beim Einschalten übermittelt die Leuchte automatisch und anonymisiert die Position des Fahrzeugs an die Verkehrsbehörde.

Diese Information fließt in Navigationssysteme, Verkehrs-Apps und auf digitale Anzeigetafeln entlang der Straße. Andere Verkehrsteilnehmer werden so frühzeitig gewarnt – noch bevor sie das liegengebliebene Fahrzeug sehen können.

Mit Magnet aufs Dach: Für das Warnlicht muss ein Fahrer sein Auto nicht verlassen.

Keine Folgen für deutsche Autos

Für Urlauber aus Deutschland gibt es Entwarnung: Wer mit einem in Deutschland zugelassenen Auto nach Spanien reist, darf weiterhin das Warndreieck benutzen. Grundlage ist das internationale Verkehrsrecht, insbesondere die Wiener Straßenverkehrskonvention. Anders sieht es bei spanischen Mietwagen aus.

Der Automobilclub ADAC rät deutschen Urlaubern, bei der Übernahme eines Mietwagens gezielt nach der Warnleuchte zu fragen. “Man sollte sich das Gerät zeigen lassen und erklären lassen, wie es funktioniert”, sagt ADAC-Sprecher Alexander Römer. Im Ernstfall spare das Zeit und reduziere Stress – ein wichtiger Faktor in ohnehin belastenden Situationen.

Auch in Deutschland ein Sicherheitsgewinn?

Grundsätzlich dürfe eine Warnleuchte in Deutschland bereits heute mitgeführt werden, so der Auto Club Europa (ACE), allerdings nur zusätzlich zum Warndreieck. Ersetzen darf sie dieses nicht. Genau darin liege laut ACE das Problem.

“Die größten Sicherheitsvorteile entstehen erst dann, wenn man das Fahrzeug nicht mehr verlassen muss”, sagt ACE-Expertin Jeannine Ulm. Besonders auf Autobahnen oder bei schlechter Sicht sei der Weg zum Aufstellen des Dreiecks hochriskant. Die Leuchte sei dagegen kompakt, leicht zu bedienen und deutlich besser sichtbar.

Deutschland zögert noch

Der ADAC zeigt sich zurückhaltender. Zwar erkenne man die Vorteile der Leuchte an, doch habe sich das Warndreieck in Deutschland über Jahrzehnte bewährt. Zudem sei eine flächendeckende Einführung technisch und organisatorisch anspruchsvoll. Es brauche eine zentrale Infrastruktur, klare Zuständigkeiten und eine verlässliche Datenverteilung – all das habe Spanien über mehrere Jahre vorbereitet.

Der ACE hält dagegen: Deutschland könne von den Erfahrungen Spaniens profitieren. Sollten Unfallzahlen messbar sinken, könne das die Debatte neu beleben. “Es ist hilfreich, wenn andere Länder vorangehen”, so Ulm. “Das kann man sich schon als Vorbild nehmen.”

Bei spanischen Autofahrern ist die Einführung der “Baliza” umstritten – schon allein, weil sie zwischen 30 und 50 Euro kostet. Wer sie aber nicht im Fahrzeug mitführt, riskiert ein Bußgeld von 80 Euro. “Ziel ist es, Konnektivität tatsächlich Realität werden zu lassen”, verteidigt Ana Blanco von der spanischen Verkehrsbehörde den Vorstoß. “Ob Deutschland oder andere Länder diesen Ansatz übernehmen werden, lässt sich noch nicht sagen. Sicher ist jedoch, dass die Maßnahme großes Interesse geweckt hat.”

Comments

No comments yet. Why don’t you start the discussion?

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *