Nach Hurrikan “Melissa”: Jamaika zum Katastrophengebiet erklärt

Nach Hurrikan “Melissa”: Jamaika zum Katastrophengebiet erklärt

Menschen laufen in Jamaika über eine überflutete Straße.

Stand: 29.10.2025 02:10 Uhr

Als ein Hurrikan historischen Ausmaßes traf “Melissa” in Jamaika auf Land. Noch ist unklar wie massiv die Schäden ausfallen. Die Regierung hat die Insel zum Katastrophengebiet erklärt. Die UN planen Hilfstransporte.

Der als extrem gefährlich eingestufte Wirbelsturm “Melissa” hat auf Jamaika für schwere Schäden gesorgt. Mindestens sieben Menschen sind nach Behördenangaben bereits ums Leben gekommen – drei in Jamaika während der Vorbereitungen auf den Sturm und weitere vier in Haiti und der Dominikanischen Republik. Bislang gibt es keine Informationen über weitere Tote. Lokale Medien berichteten jedoch von Menschen, die aufgrund von Fluten in ihren Häusern festsaßen. Rettungskräfte konnten die Betroffenen bislang nicht erreichen.

Die jamaikanische Regierung hat die Karibikinsel zum Katastrophengebiet erklärt. “Die Priorität der Regierung war stets die Sicherheit und das Wohlergehen aller Jamaikaner”, schrieb Premierminister Andrew Holness auf der Online-Plattform X. “Diese Anordnung gibt der Regierung die Handhabe, um unsere Reaktion auf Hurrikan ‘Melissa’ zu koordinieren.”

Während der Hurrikan in Richtung Kuba und Bahamas weiter zieht, hinterlässt “Melissa” auf Jamaika schwere Schäden. Dächer wurden von Häusern und Krankenhäusern gerissen, Wassermassen schoben sich durch die Straßen und Bäume stürzten um, nachdem der Sturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 295 Kilometern pro Stunde als ein Hurrikan der höchsten Kategorie 5 den Karibikstaat erreicht hatte. Er brachte zerstörerische Winde, Sturmfluten und heftige Regenfälle mit sich. Das gesamte Ausmaß der Schäden ist noch unklar.

Einer der stärksten Stürme im Atlantik

“Melissa” war nahe der Ortschaft New Hope auf die Südwestküste Jamaikas auf Land getroffen. Laut dem NHC handelt es sich um einen der stärksten Hurrikane, die je im Atlantik aufgetreten sind. Über Land schwächte sich der Hurrikan zu einem immer noch gefährlichen Sturm der Stufe 4 mit Windgeschwindigkeiten von 240 Kilometern pro Stunde leicht ab, wie das US-Hurrikanzentrum (NHC) in Miami mitteilte.

“Es gibt weitreichende Schäden im Südwesten in St. Elizabeth, viele Überschwemmungen, umfangreiche Windschäden an Schulen, Krankenhäusern und Häusern”, sagte Richard Thompson, Generaldirektor des Amtes für Katastrophenschutz und Notfallmanagement (ODPEM), dem US-Fernsehsender CNN.

Kliniken beschädigt

Laut Gesundheitsminister Christopher Tufton wurden mindestens vier große Krankenhäuser erheblich beschädigt. In einer Klinik in St. Elizabeth mussten 75 Patienten wegen der Schäden in ein höheres Stockwerk verlegt werden, wie die Zeitung Jamaica Gleaner berichtete.  Etwa 15.000 Menschen suchten Schutz in Notunterkünften, etwa 540.000 Haushalte, also 77 Prozent des Landes, waren ohne Strom, teilten die Behörden mit. Trotz der Aufrufe der Behörden galten die Zahlen der Schutzsuchenden in hochgefährdeten Gebieten wie Saint Elizabeth im Süden des Landes als niedrig. “Jetzt ist nicht die Zeit, mutig zu sein”, sagte der Minister für lokale Verwaltung, Desmond McKenzie. “Wettet nicht gegen Melissa, das ist eine Wette, die wir nicht gewinnen können.” 

Die Folgen von “Melissa” könnten “möglicherweise beispiellos” für das Land mit seinen 2,8 Millionen Einwohnern sein, teilte das Rote Kreuz mit. Auch Regierungschef Holness rechnete mit schweren Schäden. “In dieser Region gibt es keine Infrastruktur, die einem Hurrikan der Kategorie 5 standhalten kann”, sagte er. “Die Frage ist nun, wie schnell der Wiederaufbau vonstattengeht.” Das sei eine gewaltige Herausforderung.

Das Hurrikanzentrum hatte vor “katastrophalen Winden” gewarnt. Diese könnten in höher gelegenen Bergregionen noch bis zu 30 Prozent stärker sein. Im Bereich rund um das Auge des Hurrikans könnten Gebäude vollständig zerstört werden, hieß es. Außerdem rechnete das Zentrum mit “katastrophalen Sturzfluten”, Erdrutschen und bis zu vier Meter hohen Sturmfluten an der Südküste des Landes.

UN planen Hilfstransporte

Die UN koordinieren über verschiedene Büros den Transport von Hilfsgütern für Jamaika über See von Barbados aus. “Ein Lufttransport von rund 2.000 Hilfspaketen ist ebenfalls geplant, sobald die Flughäfen wieder geöffnet sind und die Wetterbedingungen Flüge zulassen”, teilten die Vereinten Nationen mit. Die Streitkräfte riefen neben den regulären Soldaten auch Reservisten zum Dienst ein, um bei Rettungsarbeiten zu helfen. “Unsere Truppen, einschließlich der Reserve, werden vor Ort sein, um Hilfsmaßnahmen zu unterstützen, Gemeinden zu schützen und wichtige Versorgungsleistungen so schnell wie möglich wiederherzustellen”, sagte der amtierende Militärchef O’Neil Bogle.

Der Hurrikan zieht nun mit einer Stärke der Kategorie 3 weiter Richtung Kuba und Bahamas. Tausende Menschwne wurden bereits evakuiert. In Kuba wird mit schweren Regenfällen und einer erheblichen Sturmflut entlang der Küste gerechnet. In einer Fernsehansprache an die Nation forderte der kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel die Bevölkerung auf, die Kraft des Sturms nicht zu unterschätzen. Es sei der stärkste, der jemals das Staatsgebiet getroffen habe.

Für die östlichen kubanischen Provinzen Granma, Santiago de Cuba, Guantánamo, Holguín und Las Tunas wurde eine Hurrikan-Warnung herausgegeben. 

Comments

No comments yet. Why don’t you start the discussion?

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *