Milchviehhalter schlagen Alarm: Betriebsaufgaben drohen

Milchviehhalter schlagen Alarm: Betriebsaufgaben drohen

Eine Kuh schaut aus dem Stall, im Hintergrund der Tankwagen einer Molkerei.

Stand: 31.10.2025 12:18 Uhr

Der Preisverfall bei Milchprodukten bringt viele Milchviehhalter in Bedrängnis. Die Milchanlieferungen steigen, die Preise für Butter sinken dagegen weiter. Betriebe könnten sogar zum Aufgeben gezwungen sein.

Deutsche Milchviehhalter befürchten angesichts des Preisrutsches bei Milchprodukten wie Butter gravierende wirtschaftliche Folgen bis hin zur Betriebsaufgabe. Weil zugleich die Milchanlieferung deutlich ansteige, sei klar, “dass sich bei dieser Gemengelage das Preissenkungskarussell weiterdrehen wird” sagte der Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM), Karsten Hansen.

“Wer da noch von normalen Schwankungen spricht, ignoriert die wirtschaftliche Realität der Milchviehbetriebe.” Der Verband organisiert nach eigenen Angaben rund ein Drittel der aktiven deutschen Milcherzeuger mit etwa 40 Prozent der in Deutschland erzeugten Milch.

Einzelhandel senkt Butterpreis

Zuletzt war der Butterpreis im Einzelhandel auf den niedrigsten Stand seit mehr als zwei Jahren gefallen. Supermarktketten und Discounter reduzierten den Betrag für ein 250-Gramm-Päckchen Deutsche Markenbutter ihrer Eigenmarken in dieser Woche um weitere 10 Cent auf 1,39 Euro, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Erst im September hatten die Händler ihre Preise zweimal gesenkt.

Seit Oktober 2024 ist die Butternotierung an der für die Branche wichtigen Kemptner Börse nach BDM-Angaben um 35 Prozent gefallen. Bei Käse seien die Notierungen um 28 Prozent gesunken. “Gleichzeitig übersteigt die Milchanlieferung von Erzeugungsseite die Vorjahreslinie um inzwischen 6,5 Prozent”, betont der Verband.

“In Deutschland und in der EU wird im Herbst 2025 mehr Milch erzeugt als im Vorjahr”, sagt Marktexpertin Kerstin Keunecke von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft. Dem erhöhten Angebot stehe eine teils verhaltene Nachfrage gegenüber, so Keunecke. Ein weiterer Grund für die sinkenden Preise sei der höhere Fettgehalt in der Rohmilch. Je weniger Fett die Milch enthält, desto mehr Milch wird für die Butterproduktion benötigt.

Milchviehhaltern drohen Verluste

In einer Marktkrise auf “Selbstheilung” zu setzen, bedeute, “auf einen erzwungenen Rückgang der Milchanlieferung zu warten, erzwungen durch die zunehmenden Liquiditätsprobleme der Betriebe und verbunden mit weiteren Darlehen oder gar Betriebsaufgaben”, stellt Hansens BDM-Vorstandskollegin Ursula Trede fest.

“Was hilft es uns, dass die Preissenkungen im Handel möglicherweise einen leichten Nachfrageanstieg zur Folge haben, wenn unsere Erzeugungskosten nicht annähernd gedeckt werden können? Viel geliefert, zu wenig erlöst, das bedeutet schlicht Verluste für uns Milchviehhalter”, sagte Trede.

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