Der Machinenbauerverband VDMA drängt die Europäische Union im Zollstreit mit den USA zu Nachverhandlungen. Hintergrund sind zusätzliche Zölle auf den Stahl- und Aluminiumanteil der exportierten Maschinen.
Die exportorientierten Maschinenbauer haben die EU dringend aufgefordert, das Zollabkommen mit den USA nachzuverhandeln. “Wenn die amerikanischen Zolllisten im Dezember erweitert werden, droht dem deutschen und europäischen Maschinen- und Anlagenbau neues Ungemach”, teilte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) heute mit.
Nach eigenen Berechnungen werde dann mehr als jede zweite exportierte Maschine von den hohen Stahl- und Aluminiumzöllen betroffen sein. Der Zolldeal zwischen der EU und den USA sei für den deutschen und europäischen Maschinenbau “wertlos”, erklärte der VDMA weiter.
Störung der Lieferketten befürchtet
Neben dem Basiszoll von 15 Prozent müssten bereits jetzt für rund 40 Prozent der Maschinen und Anlagen nach einem komplizierten Verfahren zusätzliche Einfuhrzölle entrichtet werden, hieß es. Diese Praxis solle nach einer Erweiterungsrunde im Dezember auf voraussichtlich weitere rund 200 Produkte der Branche angewendet werden. Dann müssten auf deren Stahl- und Aluminiumanteil 50 Prozent Zoll bezahlt werden. Dabei geht es um die Einstufung in der sogenannten “Section 232”-Liste der sektoralen Zölle.
Als Folge daraus wären nach VDMA-Berechnungen rund 56 Prozent der deutschen Maschinen-Exporte von den hohen Stahl- und Aluminiumzöllen betroffen, was so gut wie alle Fachzweige des Maschinenbaus treffe, warnt der Verband. Bei Fehlmeldungen des Stahl- und Aluminiumwertes oder dessen Ursprungs drohe darüber hinaus sogar ein Strafzoll von 200 Prozent.
“Es steht zu befürchten, dass die USA dieses Foulspiel weiterführen”, sagte VDMA-Präsident Bertram Kawlath. Deshalb dürfe die EU nicht lockerlassen. “Wir brauchen dringend Nachverhandlungen zu diesem Zolldeal, der alles andere als Berechenbarkeit und Stabilität für unsere Branche bringt.” Letztlich drohten Exportstopps sowie Verzögerungen und damit eine Störung der Lieferketten, so der Branchenvertreter.
Schaden auch für die US-Rüstungsproduktion?
Der VDMA hat seine Kritik laut Mitteilung nicht nur in Brüssel unter anderem bei EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Handelskommissar Maroš Šefčovič hinterlegt. Kawlath habe sich auch in einem Brief an das US-Handelsministerium gewandt, hieß es. Er warnte die USA vor negativen Folgen für deren Rüstungsproduktion, die auf in Europa hergestellte Maschinen angewiesen sei.
Der Verband fordert die US-Behörden daher auf, keine weiteren Produkte den Zöllen und Dokumentationspflichten gemäß “Section 232” zu unterwerfen. “Falls doch, sollten europäische Produkte davon ausgenommen werden, um Schäden für die amerikanische Industrie zu vermeiden, Arbeitsplätze in der US-Fertigungsindustrie zu schützen und wichtige Lieferketten zu stärken, die für die nationale Sicherheit von entscheidender Bedeutung sind.”
Die deutschen Maschinenbauer sind mit mehr als einer Million Beschäftigten einer der wichtigsten Industriezweige in der deutschen Wirtschaft. Die USA gehören neben China zu den wichtigsten Auslandsmärkten.
