Lufthansa-Gewinn sinkt – doch Sparprogramme beginnen zu greifen

Lufthansa-Gewinn sinkt – doch Sparprogramme beginnen zu greifen

Lufthansa-Flugzeuge sind am Flughafen München zu sehen.

Stand: 30.10.2025 13:37 Uhr

Konzernchef Spohr spricht von einem “Wendepunkt” – doch der Lufthansa-Gewinn sinkt leicht. Bei der Kernmarke greifen Sparprogramme. Dennoch bleiben für den Vorstandsvorsitzenden einige Baustellen.

Michael Immel

Die Lufthansa vermeldet einen Rekordumsatz, aber sie macht auch etwas weniger Gewinn: Mit 1,3 Milliarden Euro liegt das bereinigte operative Ergebnis im dritten Quartal leicht unter dem Vorjahresquartal. Daher blicke die größte deutsche Airline “auf einen der besten operativen Sommer” der zurückliegenden zehn Jahre, so Konzernchef Carsten Spohr.

Alle zehn Tage kommt derzeit ein neues Flugzeug rein. Die Lufthansa modernisiert ihre Flotte, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Weltweit betrachtet ist sie mit einem Umsatz von fast 38 Milliarden Euro im vergangenen Jahr die viertgrößte Airline-Gruppe, die täglich rund 3.000 Flüge anbietet. 

Flugzeuge sollen weniger Zeit am Boden verbringen

Das Herzstück der Lufthansa, die Premiummarke Lufthansa Airlines, macht Spohr schon längere Zeit Sorgen. “Es kann doch nicht sein, dass die Kernmarke die margenschwächste Airline ist”, sagt der Vorstandsvorsitzende.

Der Konzern hat längst ein Sparprogramm aufgelegt, die Premiummarke soll produktiver und profitabler werden. Da kommt so einiges auf den Prüfstand. Das gesamte System von den Bodenprozessen bis zum Flugplan wird unter die Lupe genommen. Ziel dabei: Flugzeuge sollen künftig weniger Zeit am Boden verbringen, wo sie kein Geld verdienen.

Lufthansa hat auch angekündigt, 4.000 Jobs zu streichen. “Wir wollen bis 2030 unsere Verwaltung um 20 Prozent verschlanken”, so Spohr in einem Interview. Wo genau abgebaut wird, steht aber bislang noch nicht fest.

Tarifkonflikt mit Piloten

Ausgerechnet in dieser Lage ereilt die Lufthansa ein neuer Tarifkonflikt. Diesmal sind es die Piloten, es geht um deren Betriebsrenten. Die Altersversorgung regelt, dass Lufthansa-Piloten mit 55 Jahren in eine Art Frührente gehen können. Bis zum Eintritt in die gesetzliche Rente bekommen sie dann eine sogenannte Übergangsversorgung. Diese betriebliche Rentenzusage wird – teilweise zumindest – über Kapitalmarktanlagen erwirtschaftet. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) ist jedoch mit der Rendite unzufrieden.

In mehreren Tarifgesprächen haben sich VC und Lufthansa bislang nicht verständigt. Und so stimmten Lufthansa-Piloten in einer Urabstimmung Ende September mit großer Mehrheit für einen Streik. Dieser Tarifpoker schwelt nun schon länger. Es gab auch weitere Gespräche. Noch ist aber unklar, ob und wann ein möglicher Streik beginnen könnte.

Die Forderung der Piloten-Gewerkschaft würde zu einem “jährlichen Kostenanstieg für die betriebliche Altersversorgung der Lufthansa-Classic-Cockpitmitarbeitenden auf 228 Millionen Euro” führen, so Lufthansa-Vorstand Jens Ritter, der im Konzern auch Chef der Kernmarke Lufthansa Airlines ist. “Das wäre mehr als eine Verdoppelung. Die Erfüllung dieser Forderung wäre nicht nur unverantwortlich für unsere Airline, sondern schlichtweg nicht bezahlbar.”

Töchter-Airlines wachsen

Im Tarifpoker geht es nur im Vordergrund um die Betriebsrenten. Im Hintergrund schwelt seit Jahren ein mächtiger Konflikt. Lufthansa hat mehrere Tochtergesellschaften gegründet und Flugzeuge im Konzern verlagert. Mit Eurowings, Discover und City Airlines gehen mittlerweile drei Fluggesellschaften an den Start, die im Vergleich zur Kernmarke eine wesentlich günstigere Kostenstruktur aufweisen.  

Vor allem auffällig für die Kundinnen und Kunden: Die Lufthansa-Tochter Discover etabliert sich immer stärker als Ferienflieger, der die Drehkreuze in Frankfurt und München bedient. Die Zahl der Flugzeuge wächst, bis 2028 sollen es 40 sein. Discover wird in naher Zukunft auch mit vier Langstreckenjets vom Typ Airbus A350 abheben. Daneben wachsen auch Eurowings und die jüngste Tochter, die City Airlines. Sie soll mehr und mehr Zubringerflüge übernehmen. “Ab Februar beginnt City Airlines auch in Frankfurt”, verkündet Spohr.

Der Ausbau der Tochtergesellschaften ist den Gewerkschaften im Konzern seit jeher ein Dorn im Auge. Vor allem wegen niedriger dotierter Tarifverträge dort. Ein zulässiger Streikgrund ist das jedoch nicht. Daher findet das Thema vor allem hinter den Kulissen statt.

Inlandsflüge halbiert

Einer Dauerbrenner seit Monaten sind auch die Standortkosten. “Die Auswirkungen sind gravierend”, mahnt der Lufthansa-Chef. Nach Angaben der Fluggesellschaft haben sich die Abgaben seit dem Jahr 2019 in Deutschland verdoppelt. Gestiegen sind die Kosten für die Flugsicherung und die Luftsicherheit. Daneben klagt die Airline über die deutsche Luftverkehrssteuer als weiterem Kostentreiber. Lufthansa-Tochter Eurowings hat daher bereits mehr als 80 Prozent ihrer Inlandsverbindungen gestrichen.

Einige Wirtschaftsregionen befürchten, dass sie vom Luftverkehr abgehängt werden. Das zeigt sich auch mit Blick auf den kommenden Sommer: “Wegen der hohen Kostenbelastung für Flüge in und ab Deutschland reduziert Lufthansa Airlines ab dem Sommerflugplan 2026 auf Zubringerstrecken mehr als 50 Frequenzen, beispielsweise zwischen München und Köln, Düsseldorf sowie Berlin oder zwischen Frankfurt und Leipzig oder Nürnberg”, teilte der Konzern jetzt mit.

Im Vergleich zu 2019 habe sich die Zahl der innerdeutschen Flüge halbiert, stellt Carsten Spohr fest. “Deutschland profitiert immer weniger vom Erfolg der Lufthansa”, so Spohr.

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