Wer in diesen Tagen durch den Supermarkt geht, merkt schnell, wie ungleich sich die Preise entwickeln. Obwohl die Inflation insgesamt gesunken ist, bleiben Lebensmittel für viele Verbraucher ein Reizthema.
Die gute Nachricht für Verbraucher ist: Die Inflation insgesamt hat sich weiter abgeschwächt. Laut Statistischem Bundesamt lag die Preissteigerungsrate im November bei 2,3 Prozent. Damit ist sie zwar nah dran an den von der EZB gewünschten zwei Prozent, die als wirtschaftllich förderlich gelten. Doch Entwarnung an der Supermarktkasse bedeutet das nicht.
Denn hinter dem Durchschnitt verbergen sich teils erhebliche Unterschiede. Während einige Produkte deutlich günstiger wurden, mussten Verbraucherinnen und Verbraucher für andere spürbar mehr bezahlen.
Große Unterschiede im Supermarkt
Ein Blick auf die November-Preisdaten 2024 und 2025 des Statistischen Bundesamts zeigt, wie stark die Preise einzelner Lebensmittel schwankten. Manche Produkte wurden deutlich günstiger. Bestes Beispiel ist Butter, die fast ein Fünftel billiger geworden ist. Aber auch Weintrauben (minus 21,6 Prozent) und Olivenöl (minus 17,4 Prozent), Kartoffeln und Eisbergsalat haben sich spürbar verbilligt. Hauptgrund dafür waren ein größeres Angebot und bessere Ernten.
Sowohl in Deutschland als auch in der EU ist mehr Milch produziert worden als im Vorjahr und der Fettgehalt in der Rohmilch stieg. Gleichzeitig war die Nachfrage verhalten. Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist das eine kleine Entlastung an der Kasse; für Landwirte bedeutet es allerdings geringere Einnahmen, was den Druck auf die Milchbetriebe erhöht und zu weiteren Anpassungen bei Produktion und Preisgestaltung führen kann.
Preisschock im Supermarkt-Regal
Andere Artikel lassen das Portemonnaie schneller schrumpfen. Deutlich teurer wurden unter anderem Sauerkirschen und anderes Steinobst aus der Dose mit einem Preisanstieg von mehr als 48 Prozent. Auch Schokolade, tiefgefrorenes Obst, Bohnenkaffee und Rinderhack verteuerten sich kräftig.
Schuld daran sind vor allem höhere Rohstoffpreise, wetterbedingte Ernteausfälle und gestiegene Produktions- und Energiekosten. Wer genau hinschaut, merkt schnell: Einkaufen ist längst kein Durchschnittsspiel mehr, es lohnt sich, Preisschilder zu checken. Grundlage der Auswertung waren knapp 150 Produkte aus dem Verbraucherpreisindex.
Sinkende Inflation bedeutet nicht niedrigere Preise
Was Experten immer wieder betonen: Wenn die Inflation sinkt, heißt das nicht, dass Preise fallen. Vielmehr steigen die Preise langsamer als früher. Und sie weisen auch darauf hin, dass die Preissteigerungen aus den Vorjahren weiter in den Preisen enthalten sind.
Die anhaltend hohen Preise haben das Einkaufsverhalten verändert. Viele Menschen vergleichen stärker, greifen häufiger zu Eigenmarken oder kaufen gezielt im Angebot. Discounter profitieren davon weiterhin, während der Preisdruck im Einzelhandel hoch bleibt.
Besonders belastend ist die Entwicklung für Haushalte mit geringem Einkommen. Sie geben einen deutlich höheren Anteil ihres Budgets für Lebensmittel aus und spüren Preisschwankungen unmittelbar. Sozialverbände fordern deshalb gezielte Entlastungen, etwa über höhere Sozialleistungen oder steuerliche Maßnahmen.
Keine schnelle Entspannung in Sicht
Viele Kostenfaktoren bleiben für Hersteller und Händler hoch: Energie, Verpackung, Transport und Löhne sind teurer geworden und lassen sich nur begrenzt senken.
Hinzu kommt, dass Unternehmen Preissenkungen oft nur zögerlich weitergeben. In Märkten mit starkem Wettbewerb – etwa bei frischen Lebensmitteln – kommt es eher zu Rabatten. Bei verarbeiteten Produkten oder Importwaren ist der Spielraum deutlich kleiner.
Für das kommende Jahr erwarten Fachleute keine neue Preisexplosion, aber auch keine grundlegende Entlastung. Lebensmittel dürften insgesamt teuer bleiben, mit weiterhin deutlichen Ausschlägen bei einzelnen Produkten. Für Verbraucherinnen und Verbraucher heißt das: Der Blick auf den Preis bleibt auch 2026 fester Bestandteil des Einkaufs.
