Am Wochenende soll ein Unbekannter einen Brandanschlag auf Kältebusse in Berlin verübt haben. Ein Fahrzeug brannte aus, ein weiteres wurde beschädigt. Durch große Unterstützung kann die Stadtmission nun ihre Arbeit für Obdachlose fortsetzen.
Obwohl zwei der drei Kältebusse der Berliner Stadtmission nach einem Brand weiterhin ausfallen, soll es das Hilfsangebot für Obdachlose auf der Straße auch in den kommenden Nächten in gewohntem Umfang geben. Improvisation und viel Hilfsbereitschaft machen es möglich. “Wir sind überwältigt von der Solidarität der Menschen”, sagte Stadtmissionssprecherin Barbara Breuer auf dpa-Anfrage. “Andere Träger und Unternehmen aus Berlin haben ihre Hilfe angeboten.”
Auch erste Geldspenden seien bereits angekommen, eine konkrete Summe lasse sich aber noch nicht nennen. “Die Kältebusfahrten sind abgesichert, und wir sind total dankbar.” Ein Bus der Stadtmission der Evangelischen Kirche war in der Nacht zum Sonntag komplett ausgebrannt, ein zweiter wurde durch den Brand so beschädigt, dass er zurzeit nicht eingesetzt werden kann. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts der Brandstiftung.
Zwei Kältebusse beschädigt
Nach Angaben der Polizei hatte ein Zeuge gegen 3 Uhr in der Nacht zu Sonntag die Feuerwehr alarmiert. Er hatte beobachtet, wie eine unbekannte Person in der Seydlitzstraße bei den Kältebussen stand, von denen einer kurz darauf in Flammen aufging. Ein Brandkommissariat des Landeskriminalamtes hat die Ermittlungen übernommen.
Die Kältebusse sind unter anderem im Einsatz, um obdachlose Menschen in kalten Winternächten in Notunterkünfte zu bringen. Die ehrenamtlichen Helfer, die mit den Bussen nachts unterwegs sind, bringen ihnen aber auch Schlafsäcke, heißen Tee oder Suppe.
“Die vergangene Nacht war heikel”, sagte Stadtmissionssprecherin Breuer. Dennoch habe es bei den Kältebusfahrten keine größeren Einschränkungen gegeben. Möglich war das nicht zuletzt durch das Angebot eines privaten Unternehmens aus dem Rettungsdienst, bei den Kältebusfahrten einzuspringen.
Ausgebrannter Kältebus in Berlin
Empörung über mutmaßlichen Brandanschlag
Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) zeigte sich am Sonntag über den mutmaßlichen Angriff erschüttert. “Wer Fahrzeuge zerstört, die dazu da sind, Menschen vor dem Erfrieren zu schützen, greift nicht nur Sachwerte an, sondern gefährdet unmittelbar Leben”, erklärte die Senatorin auf Instagram. “Die Kältebusse sind für viele der letzte Rettungsanker, der Weg in eine warme, sichere Unterkunft. Dass nun genau diese Hilfe mutwillig angegriffen wurde, ist unerträglich.”
Stadtmissionsdirektor Christian Ceconi zeigte sich ebenfalls betroffen. Die Beschädigung der Busse sei angesichts der Minusgrade dramatisch und lebensgefährlich für viele Menschen. Jede Nacht erreichen die Stadtmission 120 Anrufe. Ceconi rief zu Spenden auf, um einen neuen Bus anzuschaffen und den anderen reparieren zu können.
Vielfältige Spendenbereitschaft und Hilfsangebote
Der SPD-Politiker Lars Düsterhöft schrieb auf Instagram, die Senatsverwaltung für Soziales wolle prüfen, ob aus dem Haushalt des Jahres 2025 noch Restmittel für die Stadtmission zur Verfügung gestellt werden könnten. Am Montag teilte ein Sprecher der Senatsverwaltung für Soziales mit, die Landesbehörde habe der Stadtmission Hilfe angeboten. Am Montagvormittag habe der Vorstand mitgeteilt, “dass der Hilfedienst der Kältebusse durch Unterstützung eines anderen Trägers und zahlreiche Spenden kurzfristig gesichert werden kann”.
Bereits auf die Berichterstattung hin, auch von rbb|24, hatten zahlreiche Nutzer angekündigt, an die Stadtmission spenden zu wollen. Eine Autovermietung bot an, die beiden beschädigten Fahrzeuge übergangsweise zu ersetzen, bei der Reparatur des beschädigten Busses finde man sicher eine “schnelle Lösung”. Der Eishockey-Club Eisbären Berlin kündigte zudem eine Spendensammlung am 2. und 4. Januar an.
Einer der Busse muss repariert werden
Die Gebewo, ein sozialer Träger, der ebenfalls in der Obdachlosenhilfe aktiv ist, habe sich bereit erklärt, einen Bus auszuleihen. Das Fahrzeug wurde der Stadtmission am Montagmittag in Neukölln übergeben.
Die beiden Fahrzeuge, die in Brand geraten waren, fallen dagegen aus. “Ein Bus ist schrottreif”, so die Stadtmissionssprecherin – und auch nicht auf die Schnelle zu ersetzen: “Das Besondere an dem Bus war, wir haben ihn 2022 von der Deutschen Bahn Stiftung gespendet bekommen, und er hatte spezielle Einbauten”, erklärte Breuer. Er habe unter anderem über eine Rampe für Rollstuhlfahrer verfügt, über Schubladen für Wechselkleidung auch die Möglichkeit geboten, Tee zubereiten. So ein Fahrzeug lasse sich nicht wie aus dem Katalog bestellen. “Das muss alles wieder angefertigt werden.” Auch auf den zweiten Bus muss die Stadtmission zunächst verzichten. Es habe aber schon Angebote von Berliner Werkstätten gegeben, die Reparatur zu übernehmen.
Bisher sei die Hilfsbereitschaft groß: “Gestern waren wir alle am Boden zerstört und haben gedacht: Wie kann so etwas passieren?”, sagte Breuer. “Aber die vielen Solidaritätsbekundungen sind sehr ermutigend. Und es ist voll schön zu sehen, dass die Menschen, diese Arbeit zu schätzen wissen und alle an einem Strang ziehen.”
60 Ehrenamtliche helfen Obdachlosen
Die Kältebusse der Stadtmission sind nach eigenen Angaben seit 1994 in Berlin unterwegs. Zuletzt hatte die Stadtmission drei Fahrzeuge betrieben und für die Fahrten rund 60 Ehrenamtliche eingesetzt. Die Kältehilfe mit Notübernachtungsplätzen hat am 1. Oktober begonnen, seit dem 1. November sind die Kältebusse wieder im Einsatz. Während des vergangenen Winters hatten die Kältebusse der Stadtmission insgesamt 2.100 Menschen in Unterkünfte bringen können. Neben den Kältebussen der Stadtmission betreibt noch das Deutsche Rote Kreuz in Berlin einen Bus (“Wärmebus”).
Sendung: rbb24 Inforadio, 29.12.2025, 9:20 Uhr

