Mit so vielen Einsatzkräften wie nie bereiten sich Polizei und Feuerwehr in Berlin auf die Silvesternacht vor. Schon im Vorfeld wurden 147.000 Feuerwerkskörper sichergestellt. Die Feuerwehr setzt erstmals Bodycams ein.
Alle warten auf den Knall, doch der kommt nicht. Eigentlich wollte die Berliner Feuerwehr bei ihrer Pressekonferenz demonstrieren, wie ein illegaler Böller die Hand einer Dummy-Puppe zerfetzt.
Doch das Produkt vom Schwarzmarkt ist defekt – oder scheint defekt, denn jetzt werde es gefährlich, warnt ein Feuerwehrmann, “wenn die Leute nachgucken wollen, warum er nicht gezündet hat und dann in ihrer Hand hochgeht”. Die Berliner Rettungsstellen stellen sich erneut auf eine Ausnahmenacht ein.
Im Einsatz: mehr als 2.000 Feuerwehrleute – mehr als dreimal so viele wie an einem normalen Tag. “Wir kommen in jeder Silvesternacht an unsere Grenzen”, sagt ein Feuerwehrsprecher, nicht nur wegen der stetig steigenden Zahl an Einsätzen – rund 1.800 am Silvesterabend 2024 – sondern auch wegen der zunehmenden Gewalt gegen die Einsatzkräfte.
Berliner Feuerwehrleute werden in der Silvesternacht 2025 erstmals auf breiter Basis mit Bodycams ausgestattet.
Angriffe sollen mit Bodycams dokumentiert werden
Seit Jahren werden Polizei- und Feuerwehrkräfte mit Feuerwerkskörpern beschossen und aufgehalten. Erstmal sollen die Feuerwehrleute jetzt mit Bodycams ausgestattet werden. Angriffe sollen so besser dokumentiert werden.
Robert Poch ist Rettungssanitäter und bekam als einer der ersten 2021 eine solche Kamera. Geholfen habe sie zum Beispiel bei einem aggressiven Mann, der ihn während eines Einsatzes plötzlich anpöbelte. “Der stand kurz vor meiner Nase und im Endeffekt haben wir gefilmt und gefilmt und gefilmt.”
Der Mann sei später wegen Beleidigung verurteilt worden, so Poch. Endlich habe nicht mehr nur Aussage gegen Aussage gestanden.
Polizei will illegales Feuerwerk unterbinden
Insgesamt 4.300 Polizisten sind in der Hauptstadt an Silvester im Einsatz. Besonders das Abbrennen illegaler Feuerwerkskörper soll dabei kontrolliert und wenn nötig unterbunden werden, heißt es. Im Fokus ist auch Feuerwerk, das nur von Profis abgebrannt werden darf.
In normalen Nächten sind rund 1.000 Polizisten im Dienst. Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel warnte vor “Pyroexzessen” und “völliger Empathielosigkeit”, “ohne Rücksicht auf Verluste”. Der Andrang in den Geschäften zeige, dass einiges zu erwarten sei.
Verbotszonen ausgeweitet
Seit Jahren gibt es Böller-Verbotszonen in Berlin, in denen kein privates Feuerwerk abgebrannt werden darf. Diese werden jetzt deutlich vergrößert. Zudem wolle die Polizei nicht mehr starr an Absperrgittern stehen, sondern mit Kontrollen die großen Bereiche im Blick behalten – und so vor allem auffällige und problematische Gruppen von jungen Männern kontrollieren und Feuerwerkskörper beschlagnahmen.
Besonders am Alexanderplatz, wo sich in den vergangenen Jahren Hunderte junge Menschen zusammenfanden und sich massiv gegenseitig mit Böllern und Raketen beschossen, gilt ein weitläufiges Verbot. Außerdem in Hotspots der Berliner Bezirke Kreuzberg, Neukölln und Schöneberg. Vor zwei Jahren brannte in Neukölln ein Bus der Berliner Verkehrsbetriebe aus.
Feuerwerk mit 6,5 Kilogramm Sprengstoff beschlagnahmt
Bis zum Wochenende beschlagnahmte die Polizei rund 147.000 Stück Feuerwerkskörper. Der größte Teil davon gehöre zur Klasse F4, die Profis vorbehalten sei und meist aus dem Ausland eingeschmuggelt werde.
In diesem Jahr war auch das Landeskriminalamt früher und intensiver als in vergangenen Jahren gegen illegale Käufer von Feuerwerk vorgegangen. Erst kürzlich fand die Polizei bei einem Jugendlichen in der Wohnung seiner Eltern Feuerwerk mit 6,5 Kilogramm Sprengstoff. Zum Vergleich: Eine Silvesterrakete hat zwei bis vier Gramm Explosivmasse.
Polizeigewerkschaft warnt
Die Gewerkschaft der Polizei warnte vor den Gefahren: “Wir wollen nicht warten, bis einer unserer Kollegen durch diesen sinnfreien und wilden Böller-Wahnsinn in der Nacht sein Leben lässt.”
Das LKA ermittle schon seit Monaten wegen der immer größeren Gefahr durch illegale Böller. Die Ermittlerinnen und Ermittler nahmen sich demnach bereits 87 bekannte Täter mit sogenannten Gefährderansprachen vor und warnte sie vor Randale in der Silvesternacht.
Im äußersten Fall könnten Gefährder laut Polizei vorsorglich auch inhaftiert werden – wenn davon auszugehen sei, dass sie trotz Gefährderansprache Straftaten begehen werden. Diesen sogenannte Unterbindungsgewahrsam muss ein Richter genehmigen.
Wieder viele Einsätze befürchtet
Die Berliner Feuerwehr hat über das Jahr verteilt rund 400 Präventionsveranstaltungen organisiert, vor allem für Jugendliche und junge Erwachsene und in Gegenden, die Hotspots der Auseinandersetzungen sind.
Vergangenes Silvester rückte die Berliner Feuerwehr zu rund 1.800 Einsätzen aus. Mit dieser Größenordnung rechnet sie auch nun wieder – mindestens.

