Dänische Post stellt Briefzustellung ein

Dänische Post stellt Briefzustellung ein

Ein Postkasten in Kopenhagen (Archiv)

Stand: 30.12.2025 10:53 Uhr

Briefmarken waren in Dänemark schon nicht mehr im Angebot, heute endet auch die Zustellung – zumindest über das staatliche Unternehmen Postnord. Das will sich künftig auf Pakete konzentrieren und montiert seine Kästen ab.

Dänemark stellt zum Jahresende die öffentliche Briefzustellung ein. Laut dem Plan des staatlichen Unternehmens Postnord ist der heutige 30. Dezember der letzte Tag, an dem Briefe verteilt werden. Briefmarken werden bereits seit dem 18. Dezember nicht mehr verkauft. Bis zum Jahresende sollen alle öffentlichen Briefkästen verschwunden sein.

“Die Dänen sind immer digitaler geworden, und das, was früher als Brief verschickt wurde, erhalten die allermeisten heute digital”, hieß es von Postnord. Seit der Jahrtausendwende sei die Briefmenge im Land um mehr als 90 Prozent gefallen, Tendenz weiter sinkend. Viele der rund 1.500 roten Briefkästen im Land wurden bereits seit dem Sommer abgenommen. Sie werden nun zum Beispiel versteigert.

Dänemark gilt in Sachen Digitalisierung als ein Vorreiter. Der Großteil des Schriftverkehrs mit öffentlichen Stellen findet über digitale Plattformen statt. Ausnahmen bildeten diejenigen, die von der sogenannten Digital Post ausgenommen sind: Dazu zählten etwa 300.000 der knapp sechs Millionen Einwohner, darunter manche Ältere auf dem Land.

“Der Brief lebt weiter”

Größere Kritik an dem Schritt wurde allerdings kaum laut. Die Seniorenvereinigung Faglige Seniorer monierte, dass eine Epoche ende. Man habe eine solche Entwicklung aber schon seit Inkrafttreten eines neuen Postgesetzes Anfang 2024 kommen sehen. Der ländliche Interessenverband “Landdistrikternes Fællesråd” forderte, dass Briefe auch in Zukunft jeden Landesteil zu gleichen Bedingungen erreichen müssten. Den dänischen Verbrauchern bleibt nun in erster Linie eine private Zustellungsfirma namens Dao, um Briefe zu verschicken.

Dao verwies darauf, selbst 1.500 Postkästen im ganzen Land platziert zu haben. Auch diese sind rot, allerdings stehen sie in bestimmten Paketshops und nicht an der Straße. Man habe keine Pläne, sich wie Postnord vom Briefmarkt zu verabschieden, hieß es von Dao: “Der Brief lebt weiter.”

Teures Porto nach Deutschland

Was die Pünktlichkeit bei der Briefzustellung betrifft, schnitt das Unternehmen in einer Untersuchung der dänischen Verkehrsbehörde deutlich besser ab als Postnord. Auch der Preis ist attraktiver: Ein Standardbrief innerhalb Dänemarks kostete bei Postnord umgerechnet knapp 3,90 Euro, bei Dao rund 3,10 Euro.

Wer einen Brief oder eine Postkarte ins Ausland – etwa nach Deutschland – verschicken wollte, der bezahlte dafür bei Postnord zuletzt umgerechnet 6,70 Euro. Mit Dao werden es nach jetzigem Stand immer noch umgerechnet knapp 6,20 Euro sein. Die Regierung hat Dao auch damit beauftragt, von Januar an Briefe aus dem Ausland innerhalb Dänemarks zu verteilen.

Postnord, zu dem sich die dänische und die schwedische Post 2009 zusammengeschlossen hatten, nahm mit der Zustellung von Briefen in den vergangenen Jahren immer weniger Geld ein. Es will sich nun vor allem auf Pakete konzentrieren. Man wolle der bevorzugte Paketlieferant der dänischen Verbraucherinnen und Verbraucher werden, teilte das Unternehmen mit, als es im Frühjahr die Einstellung der Briefzustellung ankündigte – und zudem die Streichung von 1.500 Stellen.

Deutsche Post will erst mal beim Papier bleiben

Der Weltpostverein teilt mit, ihm sei nicht bekannt, dass ein anderes Land unlängst einen ähnlichen Schritt wie Dänemark gegangen sei. Doch das Briefgeschäft schrumpft – auch bei der Deutschen Post. Trugen deren Boten 2001 noch 22,7 Milliarden Briefsendungen aus, so waren es 2024 nur noch 12,2 Milliarden.

Ein Sprecher des Bonner Logistikers teilte aber mit: “Die dänische Post ist nicht die Deutsche Post, beide Briefmärkte sind nur bedingt miteinander vergleichbar.” Trotz Mengenrückrangs bleibe der Brief in Deutschland wichtig. “Wir gehen davon aus, dass wir auch noch viele Jahre in Deutschland Briefe bearbeiten und zustellen werden.” 

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