Börsenausblick: Wird 2026 ein gutes Aktienjahr?

Börsenausblick: Wird 2026 ein gutes Aktienjahr?

Händler an der New York Stock Exchange.


analyse

Stand: 31.12.2025 10:28 Uhr

Das geldpolitische Umfeld verschafft der Börse im neuen Jahr eine günstige Ausgangslage. Das verheißt gute Kurschancen. Wenn da nicht noch ein paar Fallstricke wären.

Detlev Landmesser

Über 20 Prozent hat der DAX in diesem Jahr zugelegt. Viele Anlegerinnen und Anleger dürften aber ein deutlich schwierigeres Börsenjahr in Erinnerung haben, als es die bloße Zahl suggeriert: Mit seinem “Liberation Day” Anfang April ließ US-Präsident Donald Trump die Märkte zunächst heftig abstürzen, nur um bald darauf seine angedrohten Zölle aufzuschieben. Die Folge war ein noch heftigerer Kursanstieg auf Niveaus um 24.000 Punkte, die der DAX für den Rest des Jahres unter Schwankungen aufrecht erhalten konnte.

Solche Schwankungen dürften den Aktienmärkten auch im kommenden Jahr erhalten bleiben, sind sich die meisten Auguren einig.

Günstiges geldpolitisches Umfeld

Insgesamt sehen Banken und Vermögensverwalter aber große Chancen auf weitere Kursgewinne. Ihr wichtigstes Argument ist der Zinsausblick für die USA. Ausgehend vom aktuellen Leitzinsniveau von 3,50 bis 3,75 Prozent erwarten sie für das kommende Jahr noch mehrere Zinssenkungen sowie weitere geldpolitische Lockerungen. Das würde die Liquidität an den Märkten deutlich erhöhen. Sinkende US-Zinsen sprechen auch nicht für einen starken Dollar, was der deutschen Exportwirtschaft zugute kommen würde.

Zudem wird entscheidend sein, dass die Weltwirtschaft weiter auf dem Wachstumspfad bleibt. Hier erwarten viele Volkswirte insbesondere in den Vereinigten Staaten eine nennenswerte Belebung, auch getrieben durch Investitionen und Produktivitätssteigerungen dank der Künstlichen Intelligenz (KI). Die Belastung durch die US-Zölle bleibe zwar erhalten, aber die Unsicherheit des Vorjahres sei gewichen, und deutsche Unternehmen könnten auch mit Produktionsverlagerungen reagieren, meint Robert Halver, Kapitalmarktstratege der Baader Bank.

“Von daher erwarte ich im nächsten Jahr durchaus vielleicht nicht das Spitzenjahr wie 2025, aber ein gutes Jahr”, so Halver. “Wir haben weltweit Zinssenkungsfantasie, die Amerikaner werden die Zinsen senken, die Weltwirtschaft stabilisiert sich, es wird massiv investiert und da brauche ich deutsches Know-how, und warum sollte dann der DAX nicht laufen?”

KI-Boom birgt weiter Gefahren

Mit diesen beiden fundamentalen Treibern hätte der Aktienmarkt tatsächlich gute Chancen – aber Anleger sollten stets auch die Risiken im Auge behalten, die auch das Jahr 2026 ungemütlich machen könnten. Zuerst ist hier erneut der Boom der Künstlichen Intelligenz zu nennen. Ob und wie sich die hohen Investitionen der Unternehmen in die neuen Anwendungen und Rechenkapazitäten lohnen, ist häufig noch gar nicht klar. Die Sorge darüber hat schon in diesem Jahr immer mal wieder für Kursrückschläge gesorgt.

Damit einher geht die Sorge, dass die Bewertungen an den Aktienmärkten mittlerweile übertrieben sind. Mit weit über 20 liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis im marktbreiten US-Index S&P 500 deutlich über dem langfristigen Durchschnitt von etwa 16 – wobei die Bewertungen zwischen den Technologieunternehmen und dem Gesamtmarkt ungleich verteilt sind.

“Die Bewertungen sind eigentlich schon auf Perfektion getrimmt. Und wenn ich so um mich schaue, Perfektion haben wir noch nicht”, mahnt etwa Moritz Kraemer, Chefvolkswirt der LBBW, der insgesamt eher eine Seitwärtsbewegung an den Aktienmärkten erwartet.

Dauerrisiko Verschuldung

Auch der günstige Zinsausblick in den USA ist zweischneidig: Zum Teil wird er von der Aussicht genährt, dass US-Präsident Trump im Mai einen wachstumsfreundlichen Gefolgsmann als Nachfolger von Notenbankchef Jerome Powell installiert. Die große Gefahr ist aber, dass das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Geldpolitik weiter leidet, und mit ihm in die Kreditmärkte der USA.

Damit könnte auch rasch wieder die hohe Verschuldung der Staaten rund um den Globus in den Fokus rücken – schon in diesem Jahr ließen sich die Sorgen der Finanzmärkte an steigenden Renditen an den Anleihemärkten ablesen.

Auch die Geopolitik könnte natürlich immer mal wieder für Unruhe sorgen. In diesem Jahr allerdings hatten die zahlreichen Krisenherde keinen nachhaltigen Einfluss auf die Börsentendenz – sieht man einmal von den massiven Kursgewinnen im Rüstungs- und Bausektor ab.

Auch 2026 dürfte volatil werden

Alles in allem spricht also vieles dafür, dass auch das kommende Jahr gute Chancen bietet, die Bäume nach dem starken Jahr 2025 aber nicht in den Himmel wachsen dürften. Sicher ist, dass Anlegerinnen und Anleger wie im abgelaufenen Jahr jederzeit auf heftige Schwankungen gefasst sein müssen.

Was die chancenreichsten Branchen angeht, könnte der Zinsausblick Banken und Versicherungen weiteren Rückenwind verschaffen – eine verschärfte Schuldendiskussion könnte aber gerade hier besonders belasten.

Der Vermögensverwalter DJE hebt zudem noch die anhaltenden Chancen im Bausektor und eine mögliche Branchenrotation hin zu defensiveren Sektoren wie Immobilien, Konsum-, Gesundheits- und Energiewerten hervor.

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