Talkshow-Moderator Kimmel hat US-Präsident Trump im britischen Fernsehen die Leviten gelesen. In der “alternativen Weihnachtsansprache” des Channel 4 nannte er 2025 “ein großartiges Jahr für den Aufstieg des Faschismus”.
Jimmy Kimmel sitzt im Ohrensessel vor dem Weihnachtsbaum, neben sich ein Tässchen Tee und ein Tellerchen mit Keksen. “Aus faschistischer Sicht war das ein wirklich großartiges Jahr, hier bei uns boomt die Tyrannei”, witzelt Kimmel und schildert in den nächsten Minuten den Niedergang der USA aus seiner Sicht.
“Hier in den Vereinigten Staaten reißen wir gerade im übertragenen wie im wörtlichen Sinne die Grundfesten unserer Demokratie ein. Von der freien Presse über die Wissenschaft und die Medizin bis hin zur Unabhängigkeit der Justiz und dem Weißen Haus selbst – wir sind ein einziges Chaos.”
“Jetzt haben wir einen König namens Donnie VIII.”
Der Comedian, dessen Late-Night-Show nach Druck seitens der Regierung von US-Präsident Donald Trump kurzzeitig abgesetzt wurde, ruft das britische Publikum dazu auf, gut auf seine Meinungsfreiheit aufzupassen und warnt davor, wie schnell sie erodieren könne, wenn man die falschen Leute an die Macht lasse.
“Ich erzähle Ihnen diese Geschichte, weil Sie vielleicht denken: ‘Dass eine Regierung ihre Kritiker zum Schweigen bringt, passiert doch nur in Ländern wie Russland, Nordkorea oder Los Angeles, nicht in Großbritannien”, sagt Kimmel. “Ja, das dachten wir auch, aber jetzt haben wir einen König namens Donny VIII., der Hinrichtungen anordnet. Es geht schnell.”
US-Regierung geht gegen missliebige Stimmen vor
Nur rund einen Tag vor Kimmels Weihnachtsbotschaft hatte das US-Außenministerium Einreise- und Aufenthaltsverbote gegen fünf Europäer ausgesprochen und dies mit angeblicher Zensur von US-Plattformen begründet. Die vom Einreiseverbot betroffene britische Nichtregierungsorganisation Global Disinformation Index (GDI) nannte die Sanktionen der Trump-Regierung “einen autoritären Angriff auf die Meinungsfreiheit und einen ungeheuerlichen Akt staatlicher Zensur.”
Imran Ahmed, der als britischer Leiter der NGO Center for Countering Digital Hate CCDH aus den USA ausgewiesen werden soll, kündigte an, dagegen zu klagen. CCDH und GDI setzen sich ähnlich wie die deutsche Organisatoin HateAid, deren Geschäftsführerinnen auch von den Verboten betroffen sind, gegen Hass und Desinformation im Netz ein.
Doch während die US-Regierung – etwa auch im Fall von missliebigen Medien oder Journalistinnen – Stimmen, mit denen sie nicht einverstanden ist, regelmäßig einschüchtert, stellt sie sich selbst als Verteidigerin der Meinungsfreiheit dar. Im Februar hatte US-Vizepräsident JD Vance bei der Münchener Sicherheitskonzerenz gesagt, er mache sich Sorgen um die Meinungsfreiheit in Europa und Großbritannien: Die Trump-Regierung werde sich auch bei den Europäern für freie Meinungsäußerung einsetzen.
Empörung von rechts – und ein Dank von Kimmel
Mit gezielter Empörung reagiert dann auch der rechtspopulistische britische Sender GB-News, der Trump hofiert und sich an dessen Lieblingssender Fox News orientiert, auf Kimmels Weihnachtsbotschaft. Moderator Alex Amstrong stellt die falsche Behauptung auf, in Großbritannien würden mehr Menschen wegen ihrer Meinungsäußerungen verfolgt, als in Wladimir Putins Russland: “Und Channel 4 rollt diesem Spalter den roten Teppich aus, um die britische Bevölkerung an Weihnachten zu belehren.”
Kimmel schlägt auch versöhnliche Töne an und bezeichnet den Aufschrei über seine kurzzeitige Suspendierung beim US-Sender ABC – nach einem ungeschickten Monolog über Mordopfer Charlie Kirk, einen Vorreiter von Trumps rechter MAGA-Bewegung – als “Wunder”. Selbst Menschen, die seine Show nicht gemocht hätten, hätten sich im Namen der Meinungsfreiheit für ihn eingesetzt: “Wir haben gewonnen, der Präsident hat verloren, und jetzt bin ich jeden Abend wieder auf Sendung und verpasse dem mächtigsten Politiker der Welt eine wohlverdiente Standpauke.”
“Geben Sie uns etwa drei Jahre”
Aus dem Film “Tatsächlich… Liebe” wisse er um die besondere Beziehung, die “Special Relastionship” zwischen Amerikanern und Briten, und daher wolle er die Briten um Verzeihung bitten – und darum, die USA nicht aufzugeben und das Ende von Trumps Amtszeit abzuwarten: “Wir stecken gerade in einer kleinen Krise, aber wir werden uns wieder fangen, geben Sie uns etwa drei Jahre.”
Die “Alternative Weihnachtsbotschaft” wird von Channel 4 seit über 30 Jahren ausgestrahlt, jeweils kurz nach der offiziellen Weihnachtsansprache des Monarchen, der inzwischen König Charles I. heißt. Sprechen durften dort unter anderem schon der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad, Whistleblower Edward Snowden, Olympiasieger Tom Daley und Schauspieler und Comedian Stephen Fry.

