marktbericht
Zum Monatsstart wagen sich die heimischen Anleger wieder etwas nach vorne. Der DAX legt zu, auch weil es für die heimische Autoindustrie einen Hoffnungsschimmer gibt.
Nach der schwachen Vorwoche startet der neue Börsenmonat für den deutschen Leitindex DAX mit Zuwächsen. Der Index behauptet am Nachmittag seine Kursgewinne und notiert moderat unter der Marke von 24.1500 Punkten um rund 0,8 Prozent höher. Der Index bewegt sich dabei bisher in einer Bandbreite zwischen 23.982 und 24.248 Punkten, entfernt sich aber derzeit allerdings von seinem zur Mittagszeit erreichten Höchststand.
Viel wird nun darauf ankommen, ob auch der Schlussstand über 24.000 Punkten liegen wird, was markttechnisch zumindest eine Stabilisierung bedeuten würde. Der MDAX der mittelgroßen Werte legt rund ein halbes Prozent zu.
Rückenwind kommt von der Saisonalität, die an der Börse eine große Rolle spielt. Denn mit dem November haben die statistisch besten sechs Monate an der Börse begonnen. In den Monaten November bis einschließlich April stehen die Chancen für Kursgewinne an den Aktienmärkten besonders gut.
Börsenexperte Christoph Geyer schrieb von der “besten statistischen Lage des Jahres”. Der DAX könne zum Jahresende hin eine Rally starten. Das setze allerdings voraus, dass es “keine neuen Störfeuer von der ‘Zoll-Front’ gibt”.
Dabei ist die US-Handelspolitik nicht der einzige mögliche Belastungsfaktor für den DAX. Andere Börsenexperten verweisen auch auf den andauernden “Government Shutdown” in den USA, den starken Euro und die schwache Konjunktur. Zudem bleibt der export- und industrielastige heimische Markt hinter dem Goldrausch der Wall Street zum Thema “Künstliche Intelligenz” (KI) zurück. US-Tech- oder Halbleiter-Giganten profitieren derzeit davon primär, im DAX findet man diese Werte aber nicht.
Trotzdem kann sich die bisherige Jahresbilanz im DAX bereits sehen lassen: Bislang stehen für das laufende Börsenjahr Gewinne von gut 21 Prozent zu Buche. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2024 verzeichnete das deutsche Börsenbarometer ein Plus von 18,9 Prozent; 2023 waren es 20,3 Prozent.
Autoaktien gehören heute zu den größten Kursgewinnern im DAX. Die Autobauer profitieren Analysten zufolge von einer Entspannung im Streit um Halbleiter-Lieferungen aus China. Der niederländische Chiphersteller Nexperia teilte gestern mit, dass Hindernisse für die Lieferung seiner Halbleiter beseitigt worden seien.
Auch die Regierung in Peking, die bei Nexperia letztlich entscheidet, stellt die Ausfuhr dringend benötigter Halbleiter in Aussicht. In der Mitteilung des chinesischen Handelsministeriums hieß es, man bitte Firmen, die Probleme hätten, das Ministerium zu kontaktieren. Die Behörde werde sich die Lage jener Unternehmen ansehen und Exporte zulassen, welche die entsprechenden Voraussetzungen erfüllten.
Ob das den Firmen nun mehr Sicherheit gibt, bleibt abzuwarten. Viele Fragen in dem Fall ließ die Behörde nämlich offen. Peking machte keine detaillierten Angaben, ob sich nur chinesische Firmen beim Handelsministerium melden sollen oder auch ausländische Unternehmen. Zudem bleibt offen, welche Voraussetzungen gelten müssen, damit die Behörde den Export von Chips prüft und genehmigt.
“Nexperia hat eine Schlüsselrolle in der Automobilproduktion, da in einem Fahrzeug bis zu 500 seiner Chips verbaut werden”, erläutern die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg.
An der Wall Street startet der DAX ohne klare Richtung. Während der Leitindex Dow Jones moderat rund 0,4 Prozent abgibt, legt die technologielastige Nasdaq rund ein halbes Prozent zu.
An den Weltbörsen bleibt das Trendthema Künstliche Intelligenz in aller Munde – mit immer neuen Deals, die die großen US-Konzerne international abschließen. Dies setzte sich am Montag fort mit einer Partnerschaft von Microsoft und dem australischen Rechenzentrum-Anbieter Iren. In diesem Zuge kauft der Softwareriese Cloud-Kapazitäten im Wert von 9,7 Milliarden Dollar.
Nachdem nun auch in den USA die Uhren am Wochenende auf die Winterzeit umgestellt wurden, findet der Handel an der Wall Street wieder zur hierzulande üblichen Zeit von 15.30 Uhr bis 22.00 Uhr Mitteleuropäischer Zeit statt.
Im nachmittäglichen Devisenhandel hält sich der Dollar in der Nähe eines Drei-Monats-Hochs. Grund dafür sind weiterhin Äußerungen von US-Notenbankchef Jerome Powell. Dieser hatte nach der Zinssitzung in der vergangenen Woche gesagt, eine Zinssenkung im Dezember sei “keine ausgemachte Sache”. Der Euro büßt aktuell 0,1 Prozent ein auf 1,1521 Dollar.
Am Rohstoffmarkt ist der Ölpreis nach anfänglichen Gewinnen unter Druck geraten und notiert aktuell nur leicht über seinen Schlussständen vom Freitag.
Zuvor hatten sich die in der Gruppe OPEC+ zusammengeschlossenen Ölproduzenten für Dezember auf eine weitere leichte Anhebung ihrer Förderziele geeinigt. Im ersten Quartal 2026 werde die Produktion dann nicht weiter erhöht, teilte die Gruppe nach ihrem gestrigen Treffen mit. Grund der Vorsicht seien Sorgen vor einem wachsenden Überangebot auf dem Weltmarkt.
Papiere von Siemens Energy erreichen zu Wochenbeginn ein neues Rekordhoch. Das Jahresplus summiert sich nun auf rund 120 Prozent, womit sie im DAX hinter Rheinmetall der zweitbeste Wert sind. Einer der Treiber der Kursgewinne von Siemens Energy ist der hohe Energieverbrauch von Rechenzentren, welche vor allem US-Technologiekonzerne benötigen.
Für die Analysten von Morgan Stanley bleibt Siemens Energy ein “Top Pick”. Sie sind für die bevorstehenden Geschäftszahlen zuversichtlich und erwarten positive Kommentare zur Preisbildung und zu den Margen. Ihr Kursziel hoben die Experten von 112 auf 120 Euro an. Bei höheren Konsensschätzungen gebe es noch Spielraum nach oben.
Die irische Billig-Airline Ryanair hat im zweiten Quartal ihres Geschäftsjahres einen deutlich höheren Gewinn verzeichnet. 1,72 Milliarden Euro in den Monaten von Juli bis September bedeuteten einen Anstieg um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Grund waren spürbar höhere Ticketpreise.
Der weltweit tätige Spirituosenkonzern Campari ist ins Visier der italienischen Steuerfahndung geraten. Die Finanzpolizei beschlagnahmte Aktien des Traditionsunternehmens aus Mailand im Wert von annähernd 1,3 Milliarden Euro. Hintergrund sind Vorwürfe, dass in den vergangenen Jahren nach Milliardengewinnen in großem Stil Steuern hinterzogen wurden.
