Vieles von dem, was Trump verfügt, ist von Russel Vought vorgedacht worden – und wird von ihm vorangetrieben. Im Weißen Haus kontrolliert er die Finanzen und folgt dabei dem Project 2025. Kein Wunder: Er hat es mitverfasst.
Zwei Tage nach Beginn des Shutdowns veröffentlicht US-Präsident Donald Trump ein Video. KI-generiert zeigt es Russel Vought als “Grim Reaper” – den Sensenmann. In schwarzer Kutte mit einer Sense in der Hand zieht Vought durch Washington. Dazu erklingt Musik: “Russ Vought ist der Sensemann. Hier kommt der Sensemann.”
Das Video ist ohne Frage ziemlich verrückt, aber die Botschaft hinter dem Video ist klar: Vought ist der Mann, der im übertragenen Sinn die Sense schwingt. Seine Vision ist der radikale Umbau der US-Regierung, mehr Macht für den Präsidenten. Dazu gehören Massenentlassungen, vor allem von Bundesbediensteten, die im Verdacht stehen, nicht regierungstreu zu sein.
“Ich nenne ihn einen feinen Mann”
Im Shutdown wird Vought zur Schlüsselfigur. Trump lobt ihn überschwänglich, und zieht die Parallele zu einer weiteren Figur mit schwarzem Umhang: “Sie nennen ihn Darth Vader, ich nenne ihn einen feinen Mann. Er streicht Programme, die für Demokraten Priorität haben. Er macht einen großartigen Job.”
Bis zu 10.000 Stellen könnten im Shutdown dauerhaft gestrichen werden, kündigt Vought an. Gerichte verhindern die Massenentlassungen bisher.
Der demokratische Abgeordnete Mike Levin sagt im Interview mit CBS, Vought sei völlig außer Kontrolle. Der Republikaner Mike Lee erklärt auf Fox News, von diesem Job habe Vought seit der Pubertät geträumt.
Fest entschlossen, den Regierungsapparat massiv zu schrumpfen: Russel Vought
Traumatisierung gehört zum Konzept
Sollten sich Regierungsbeamte derzeit vor Vought fürchten, hat der jedenfalls kein Problem damit. Im Herbst vergangenen Jahres gelang durch die Investigativplattform ProPublica ein Video an die Öffentlichkeit. Es zeigt Vought, wie er ankündigt, er wolle die Bürokraten, die Bundesangestellten traumatisieren. Vought spricht in dem Video als Chef eines von ihm gegründeten Thinktanks – des “Center for Renewing America”, Zentrum zur Erneuerung Amerikas.
Vought war schon in Trumps erster Amtszeit Chef des Haushaltsbüros im Weißen Haus. Frustriert, verärgert über Trumps Wahlniederlage 2020 – auch er verbreitete die Lüge von der gestohlenen Wahl – zog er sich zurück. Feilte an einem Plan, schrieb am Project 2025 mit. Analysierte, was in einer zweiten Trump-Amtszeit besser laufen müsste, um die Vision eines radikalen Umbaus der US-Regierung zu verwirklichen.
Vought weiß: Trump wird ihn als Präsident wieder in sein Team holen und mit Trump kann seine Vision wahr werden. Nach Trumps zweitem Wahlsieg sagte Vought in einem Interview mit dem rechten Moderator Tucker Carlson: “Wir müssen das Problem der ‘Woke’-Bewegung und der instrumentalisierten Bürokratie lösen und dafür sorgen, dass der Präsident die Kontrolle über die Exekutive übernimmt.”
Tiefe Abneigung gegen den Regierungsapparat
Vought ist 49, geschieden, Jurist mit Brille, Halbglatze und grauem Bart – kein Polterer wie manch anderer in Trumps Umfeld. Viele beschreiben ihn als “Nerd”, als Streber. Ein Zahlenfreak und akribischer Arbeiter.
Woher kommt seine tiefe Abneigung gegen den Regierungsapparat in seiner jetzigen Form? Ein Teil der Antwort liegt in seiner Kindheit. Vought wuchs in einer Kleinstadt in Connecticut auf, als das jüngste von sieben Kindern. Sein Vater ist Elektriker, seine Mutter Lehrerin.
Er erwähnt oft, wie hart seine Eltern arbeiten mussten – auch für die Abgaben an den Staat. Seine Eltern seien ein Beispiel dafür, welche Belastung die Staatsausgaben für den normalen Amerikaner darstellen könnten, so Vought.
Voughts Äußerungen stoßen auf große Aufmerksamkeit. US-Reporter wissen um seinen großen Einfluss auf Trump.
Bekenntnis zum christlichen Nationalismus
Vought ist tiefgläubig, gibt Bibelstunden für Erwachsene in seiner Kirche. Er bekennt sich zum christlichen Nationalismus, der politischen Bewegung, die das Christentum als maßgeblich für das öffentliche Leben und die Regierungsarbeit sieht.
So ruhig er nach außen wirkt, so sehr scheint es in ihm zu brodeln. Vought will Amerika in eine neue Zukunft führen, er handelt aus Überzeugung. Und er sitzt an einer zentralen Stelle.
Vought prüft Präsidialerlasse, bevor der Präsident sie unterzeichnet. Sein Büro erlässt Personalrichtlinien für mehr als zwei Millionen Bundesbedienstete.
Sämtliche Ausgaben, alles was der Kongress an Geldern bewilligt, geht über seinen Schreibtisch. Voughts Vorstellung ist auch, dass der Präsident Geld, das der Kongress bewilligt hat, ausgeben kann, aber nicht unbedingt muss. Das wäre eine massive Entmachtung des Kongresses – und würde gegen geltendes Recht verstoßen.
Wie viel Macht darf der Präsident beanspruchen?
In seiner erster Amtszeit führte Trumps Weigerung, bewilligtes Geld auch zur Verfügung zu stellen, zum ersten Amtsenthebungsverfahren gegen ihn. Er hatte die ukrainische Regierung unter Druck gesetzt, Ermittlungen gegen den Präsidentschaftskandidaten Joe Biden einzuleiten.
Als die Ukraine das nicht tat, froren Trump und Vought mehr als 210 Millionen Dollar für die Ukraine ein. Geld, das der Kongress bewilligt hatte. Der russische Angriffskrieg hatte damals noch nicht begonnen, bei dem Geld handelte es sich um Sicherheitshilfen.
Vought könnte seinen Plan nun weiter vorantreiben, könnte versuchen, die Frage, wer die Macht über die Ausgaben hat, bis vor den Supreme Court zu bringen. In der Hoffnung, dass das Oberste Gericht der USA mit seiner konservativen Mehrheit seinen Plan unterstützt.
Russell Vought hat die Pläne für Trumps zweite Amtszeit jedenfalls akribisch vorbereitet. Manch einer in Washington nennt ihn den Schatten-Präsidenten.

