Amtlich ist das Ergebnis der Parlamentswahl in den Niederlanden noch nicht. Doch nach vorläufigen Berechnungen haben sich die Linksliberalen bereits zum Sieger erklärt. Laut Spitzenkandidat Jetten sollen Sondierungen am Dienstag beginnen.
Auch wenn das amtliche Endergebnis noch nicht vorliege, so habe er doch volles Vertrauen in die Berechnungen der niederländischen Nachrichtenagentur ANP, so der Spitzenkandidat der linksliberalen D66-Partei Rob Jetten. Und demnach könne die Partei für die Freiheit von Geert Wilders die D66 nicht mehr einholen.
Zum ersten Mal in ihrer fast 60-jährigen Geschichte ist die Partei damit bei einer Parlamentswahl auf Siegeskurs – dank ihres populären Spitzenkandidaten Jetten. “Ein historisches Ereignis für D66”, sagte er. “Das macht mich stolz, aber zugleich fühle ich auch die große Verantwortung, dass wir jetzt schnell mit den Sondierungen beginnen, um zu einem stabilen und ambitionierten Kabinett zu kommen.”
Suche nach stabilem Kabinett
Jetten könnte also mit 38 Jahren der jüngste Ministerpräsident in der Historie des Landes werden. Doch der Weg dahin ist noch weit. Zunächst müssen die Sozialliberalen in den kommenden Tagen einen Unterhändler benennen, der die erste Phase der Sondierungsgespräche moderiert. Diese Phase soll am kommenden Dienstag beginnen.
Das Ziel dieser Gespräche formuliert Jetten so: “Ich möchte ein stabiles Kabinett, das mit der Unterstützung beider Kammern des Parlaments rechnen kann. Und ich denke, dass die Wähler deutlich gemacht haben, dass eine Zusammenarbeit in der Mitte die Botschaft dieses Wahlergebnisses ist.”
Hoffen auf konstruktive Sondierungen
Gemeinsam mit den Christdemokraten, dem Bündnis aus Grünen und Sozialdemokraten und der konservativ-liberalen VVD käme D66 auf eine komfortable Regierungsmehrheit. Allerdings hat die VVD sich im Wahlkampf immer gegen eine Mitte-Links-Koalition ausgesprochen. Jetten hofft, dass sich an diesem Standpunkt noch etwas ändert.
“Das Wochenende ist ja auch ein guter Moment für Parteien, den Wahlausgang zu analysieren, um zu schauen, was das für die eigene Partei bedeutet”, sagte er. “Und wir hoffen, dass Dienstag alle konstruktiv in die Sondierung gehen.”
Wilders künftig wieder in der Opposition
Das von der VVD bevorzugte Mitte-Rechts-Bündnis wäre auf eine Beteiligung der rechtspopulistischen Partei JA21 angewiesen, die zwar moderat im Ton, inhaltlich aber nahe bei Wilders und seinen radikalen Positionen zu Asyl und Zuwanderung ist. Dazu Rob Jetten: “Das wäre nicht meine erste favorisierte Koalition, aber wir werden einen guten Unterhändler benennen, der mit allen Parteichefs sprechen wird und dann gucken wir, wie es weiter geht.”
Während Jetten sich sehr früh zu den Berechnungen der Nachrichtenagentur ANP geäußert hat, meldete sich Wilders nur kurz über die Sozialen Medien zu Wort. Der Wahlausschuss entscheide über das Ergebnis, nicht ANP. Das amtliche Endergebnis nicht abzuwarten, sei arrogant, so Wilders. Er wird künftig wieder die Rolle des Oppositionsführers übernehmen. Alle etablierten Parteien haben schon vor der Wahl eine Zusammenarbeit mit ihm ausgeschlossen.
Ludger Kazmierczak, ARD Den Haag, tagesschau, 31.10.2025 17:59 Uhr

