Ein verheerendes Feuer in einem türkischen Skihotel kostetet im Januar viele Menschen das Leben. Nun hat ein Gericht hohe Strafen gegen Verantwortliche ausgesprochen. Kritiker meinen jedoch, dass einige davonkamen.
Neun Monate nach der Brandkatastrophe in einem türkischen Skihotel mit 78 Toten hat ein Gericht harte Strafen gegen elf Angeklagte verhängt. Der Hotelbesitzer, seine Familie, der stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Bolu und weitere wurden zu dutzendfacher lebenslanger Haft wegen des Todes von 34 Kindern und 44 Erwachsenen verurteilt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete.
Die Katastrophe ereignete sich am 21. Januar im Grand Kartal Hotel mit 238 Gästen im Skigebiet Kartalkaya in der Provinz Bolu. Das Feuer brach in der Nacht in der Küche des Hotels aus und überraschte viele Gäste im Schlaf. Es war einer der tödlichsten Brände der jüngeren türkischen Geschichte und löste in der Öffentlichkeit Empörung über mangelnde Sicherheitsvorkehrungen aus.
Kein funktionierender Feueralarm
Neben den vielen Toten wurden 137 Menschen verletzt. Das Unglück ereignete sich während der Winterferien, als viele Familien dort Skiurlaub machten. Bei den Ermittlungen standen mögliche Versäumnisse der Hotel-Leitung, der Rettungskräfte und der Behörden im Mittelpunkt. Den Ermittlungsergebnissen zufolge gab es in dem Hotel keinen funktionierenden Feueralarm, und einige der Gasanlagen entsprachen nicht den Vorschriften.
“Wir hatten regelmäßig Inspektionen”, verteidigte sich der Hotelbesitzer Halit Ergül, der den Gaslieferanten für das Unglück verantwortlich machte. “Ich habe noch nicht mal Feuerwerke bei Hochzeiten vor dem Hotel erlaubt, um zu verhindern, dass Vögel sterben”, sagte Ergül nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA vor dem Richter.
Brandschutz war Management angeblich zu teuer
Angehörige der Opfer hatten der Hotel-Leitung vorgeworfen, die Gäste nicht alarmiert zu haben. “Sie beeilten sich, ihre Autos zu retten, während unsere Angehörigen im Rauch erstickten”, hieß es in einer Erklärung der Angehörigen im Sommer. Bei einer Inspektion wenige Wochen vor dem Unglück sei auf fehlende Brandschutzmaßnahmen hingewiesen worden, kritisierten die Angehörigen darin. Das Hotel-Management habe dies aber mit der Begründung ignoriert, “dass die Maßnahmen zu teuer seien”.
Nach der Katastrophe schoben sich die Regierung und die Verantwortlichen der Gemeinde Bolu gegenseitig die Verantwortung zu. Kritiker bemängeln, dass unter den Verurteilten keine Vertreter des ebenfalls für die Einrichtung zuständigen Tourismusministeriums sind.
