Nach Jamaika und Kuba hat der Hurrikan “Melissa” auch in Haiti für schwere Zerstörungen gesorgt. Dort starben durch heftige Überschwemmungen mindestens 20 Menschen. Inzwischen zieht der Wirbelsturm weiter in Richtung Bahamas.
Hurrikan “Melissa” hat in der Karibik eine Spur der Verwüstung hinterlassen. In Haiti sind mindestens 20 Menschen bei schweren Überschwemmungen ums Leben gekommen. Mindestens zehn weitere würden vermisst, nachdem ein Fluss aufgrund der anhaltenden Regenfälle während des Sturms über die Ufer getreten war, teilte der Zivilschutz mit.
Die Hälfte der Todesopfer seien Kinder, hieß es. Die Suchaktionen dauern an.
Der Fluss La Digue war am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) im Westen des Landes über die Ufer getreten, wie unter anderem die Zeitung “Le Nouvelliste” und der Fernsehsender Radio Télévision Caraïbes berichteten. Zunächst war von acht Toten die Rede gewesen, die Zahl wurde später erhöht und könnte noch weiter steigen.
Häuser, Autos und Tiere mitgerissen
Mehrere Ortschaften in der Gemeinde Petit Goâve wurden den Berichten zufolge überflutet. Die Überschwemmungen hätten erhebliche Schäden verursacht, meldete “Le Nouvelliste” unter Berufung auf Augenzeugen. Häuser, Autos und Vieh seien von reißenden Wassermassen mitgerissen und Felder zerstört worden.
Neben Jamaika traf der Sturm Kuba mit voller Wucht. Niederschläge, Erdrutsche und starke Windböen gab es aber auch in den umliegenden Ländern. In Haiti kamen bereits vorher drei Menschen ums Leben, in der Dominikanischen Republik wurde eine Person getötet.
Große Teile Jamaikas von Stromversorgung abgeschnitten
Unterdessen ist das ganze Ausmaß der Schäden durch den Hurrikan in Jamaika weiter unklar. Nach dem Durchzug von “Melissa” wurden drei Leichen entdeckt, wie örtliche Medien unter Berufung auf die Polizei berichteten. Bildungsministerin Dana Morris Dixon sagte, 77 Prozent des Landes seien von der Stromversorgung abgeschnitten. Die Wassersysteme seien hingegen nicht stark betroffen.
Der jamaikanische Ministerpräsident Andrew Holness werde bald über einige der am stärksten betroffenen Gebiete der Insel fliegen, sagte Dixon. Dazu gehörten St. Elizabeth, Manchester, West Moreland und St. James. Dort waren Einsatzkräfte noch immer damit beschäftigt, den Umfang der Schäden festzustellen. Belastbare Aussagen dazu könne man noch nicht machen, sagte Dixon.
UN: “Beispiellose Zerstörung der Infrastruktur”
Der UN-Koordinator in Jamaika, Dennis Zulu, sagte, der Sturm habe in dem Land habe zu einer “gewaltigen und beispiellosen Zerstörung der Infrastruktur, von Eigentum, Straßen und Netzverbindungen” geführt. Überall seien Menschen in Notunterkünften untergebracht. Ersten Einschätzungen zufolge sei das Land “in einem noch nie dagewesenen Ausmaß verwüstet worden”.
Nach Angaben des Hilfswerks Caritas International sind ganze Regionen von der Außenwelt abgeschnitten. “Viele Straßen und Brücken sind beschädigt oder überflutet, Strom- und Kommunikationsausfälle behindern die Erreichbarkeit”, sagte Caritas-Sprecher Achim Reinke. Ersten Schadensanalysen zufolge seien zudem mehrere Krankenhäuser schwer beschädigt worden.
Weiter Hunderttausende Menschen in Notunterkünften
In Kuba verursachte der Sturm ersten Erkenntnissen zufolge heftige Überschwemmungen. In sozialen Netzwerken kursieren Videos, die die Situation in den besonders betroffenen Gebieten zeigen sollen: Menschen waten in ihren Häusern durch fast knietiefes Wasser, es sind Hilferufe zu hören. Draußen haben sich Straßen in reißende Flüsse verwandelt.
Nach einer Evakuierung im Osten von Kuba hielten sich nach Behördenangaben noch immer rund 735.000 Menschen in Notunterkünften auf. Die Gouverneurin der Provinz Granma, Yanetsy Terry Gutiérrez, teilte mit, von Überflutungen betroffen sei vor allem die Stadt Jiguaní. Es seien Flüsse über die Ufer getreten und Häuser sowie Arbeitsstätten unter Wasser gesetzt worden. Von Behördenseite wurden auch eingestürzte Häuser und unpassierbare Bergstraßen gemeldet.
“Melissa” bewegt sich auf Bahamas zu
Der Hurrikan setzt seinen verheerenden Kurs durch den Atlantik nun in Richtung der Bahamas und anschließend Bermuda fort. Laut dem US-Hurrikanzentrum in Miami ist “Melissa” derzeit ein Hurrikan der zweitstärksten Kategorie mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von bis zu 155 Kilometern pro Stunde. Das Sturmzentrum bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von 22 Kilometern pro Stunde schnell vorwärts.
Der Hurrikan soll als nächstes über den südöstlichen oder zentralen Teil des Archipels der Bahamas ziehen. Die Meteorologen warnten vor zerstörerischen Windböen und heftigen Niederschlägen auf den Bahamas und Kuba. Auch sei auf den Bahamas mit einer gefährlichen Sturmflut zu rechnen.
