UNEP-Report: Zugesagte Klima-Gelder sind “völlig unzureichend”

UNEP-Report: Zugesagte Klima-Gelder sind “völlig unzureichend”

Dorfes Ita'aka im Koatinemo-Indigenengebiet im Amazonas-Regenwald, Brasilien.

Stand: 29.10.2025 13:40 Uhr

Die Entwicklungsländer brauchen finanzielle Mittel, um sich an die verheerenden Folgen des Klimawandels anzupassen. Der Bedarf ist allerdings 12- bis 14-mal so hoch wie die zugesagten Investitionen der Industrieländer.

Die Länder, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, sind am stärksten von den Folgen wie Hitze, Dürre, Überschwemmungen und Stürmen betroffen. Hunger durch Missernten, Flucht aus Dürregebieten, Zerstörung und Tote durch Unwetter werden vor allem die ärmsten Entwicklungsländer und kleine Inselstaaten in der Zukunft noch häufiger treffen.

Ihnen fehlen die finanziellen Mittel, um Vorsorge zu treffen. Zwar haben die Industrieländer, also die wesentlichen Verursacher des menschengemachten Treibhauseffekts, finanzielle Unterstützung für entsprechende Investitionen zugesagt. Aber die reichen bei weitem nicht: In seinem jährlichen “Adaptation Gap Report” beziffert das UN-Umweltprogramm UNEP die Finanzierungslücke auf das 12- bis 14-fache der bisher zugesagen Mittel.

Jeder Dollar verhindert zukünftige Schäden in 14-facher Höhe

Je weniger sich Entwicklungsländer und kleine Inselstaaten jetzt an die Auswirkungen anpassen können, desto höher werden die Folgekosten in der Zukunft sein. So schätzt das UNEP: Jeder Dollar, der jetzt in Küstenschutz investiert wird, verhindert zukünftige Schäden in 14-facher Höhe.

Zugesagte Mittel reichen nicht mal für das Minimum

Zwar haben die Industrieländer bei der letzten UN-Klimakonferenz 2024 zugesagt, den Entwicklungsländern jährlich 300 Milliarden US-Dollar bereitzustellen. Dies ist aber aus zwei Gründen unzulänglich. Erstens steigt der Bedarf der Entwicklungsländer wegen der Inflation bis 2035 auf jährlich 440 bis 520 Milliarden US-Dollar.

Zweitens sollen mit der zugesagten Summe außer der Anpassung auch Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels finanziert werden, zum Beispiel die Senkung der Treibhausgas-Emissionen. Das UNEP hat verschiedene Szenarien durchgerechnet und kommt zu dem Ergebnis: Allein mit den gegenwärtig zugesagten Mitteln aus öffentlicher Hand lässt nicht einmal das Minimum des Finanzbedarfs erreichen.

Private Geldgeber könnten die Lücke füllen

Der Privatsektor steuert derzeit rund fünf Milliarden US-Dollar pro Jahr für die Anpassung an den Klimawandel bei. Der UNEP-Bericht schätzt das Potenzial jedoch auf rund 50 Milliarden. Private Geldgeber könnten also rund 15 bis 20 Prozent des Finanzbedarfs übernehmen.

Geld aus öffentlichen Quellen fließt vor allem in Infrastruktur wie den Küstenschutz, in soziale Absicherung und das Gesundheitswesen. Ein Mix aus öffentlichen und privaten Mitteln könnte kritische Infrastrukturen sichern, klima-angepasster Anbaupraktiken für Kleinbauern oder eine effizientere Wassernutzung fördern. Bei Sicherung von Privatbesitz, der Kühlung von Gewerbe- und Industrieanlagen oder der Sicherung von Lieferketten sieht das UNEP allein private Geldgeber in der Pflicht.

Das UNEP mahnt allerdings, dass private Geldgeber zwar helfen können die nötigen Mittel bereitzustellen. Die Finanzierungsfrage – also wer letztlich zahlt – ist damit aber immer noch nicht geklärt. Denn bisher führt ein Großteil der Fördermittel zu Schulden in den Empfängerländern.

Von Baku nach Belém

Bei der letzten UN-Klimakonferenz in Baku wurde eine “Roadmap” bis zur Folgekonferenz im brasilianischen Belém vereinbart, die am 10. November beginnt, um die Mittel auf 1,3 Billionen US-Dollar aufzustocken.

Das UNEP bilanziert allerdings, dass die tatsächlich zugesagten finanziellen Mittel “völlig unzureichend” seien: “Es bedarf nichts weniger als einer globalen gemeinsamen Anstrengung, um die Klimafinanzierung auf das in der ‘Roadmap von Baku nach Belém’ zugesagte Volumen von 1,3 Billionen zu erhöhen. Dies ist besonders wichtig, angesichts des moderaten Potenzials der Finanzbeiträge aus dem Privatsektor, und weil gezielte politische Maßnahmen sowie Mischfinanzierungen erforderlich sind, um es zugänglich zu machen.”

Mit dem Geld sollen vor allem Entwicklungspfade mit niedrigen Treibhausgas-Emissionen in ärmeren Ländern gefördert werden. Um das zu erreichen, müssen Subventionen und Investitionen im Bereich fossiler Energieträger zurückgefahren und für die künftige Finanzierung von Anpassung neue Quellen erschlossen werden, die über Zuschüsse und Darlehen hinausgehen. Das UNEP fordert auch, bei Finanzierungsentscheidungen mehr als bisher auf Gerechtigkeit und Klima-Resilienz, also Widerstandsfähigkeit, der Projekte zu achten. Das soll gewährleisten, dass alle Betroffenen tatsächlich die physischen Risiken des Klimawandels meistern und sich besser anpassen können.

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