Bei CSD-Paraden wird für Toleranz und Vielfalt demonstriert. 2025 ist fast die Hälfte davon laut Amadeu Antonio Stiftung Ziel von Angriffen, Störungen oder Verhinderungsversuchen geworden. Besonders betroffen war Ostdeutschland.
Aktionen, die sich gegen Veranstaltungen zum Christopher Street Day (CSD) richten, haben in Deutschland nach Angaben der Amadeu Antonio Stiftung ein Rekordniveau erreicht. Bei fast jedem zweiten CSD kam es 2025 zu Angriffen und Störungen, fast die Hälfte davon ging von Rechtsextremen aus, erklärte die Stiftung in einem Bericht.
Insgesamt wurden demnach 111 solcher Vorfälle dokumentiert. Sie reichten den Angaben zufolge von rechtsextremen Gegendemonstrationen mit teils mehreren hundert Teilnehmenden über Verhinderungsversuche durch rechtsextreme Kommunalpolitiker bis hin zu körperlicher Gewalt, Hassreden, Onlinehetze und Sachbeschädigungen.
Christopher Street Day
Der Christopher Street Day (CSD) steht weltweit für das Selbstbewusstsein der Homosexuellen und ihren Widerstand gegen Diskriminierung. Er wird jährlich im Sommer mit bunten Paraden und Demonstrationen gefeiert. Die Aktionen gehen auf Vorfälle am 28. Juni 1969 in New York zurück. Damals hatten sich Homosexuelle in der Christopher Street erstmals gegen willkürliche Razzien der Polizei gewehrt.
Prozentual mehr Vorfälle in ostdeutschen Ländern
Dem Bericht zufolge ereigneten sich Störungen und Angriffe grundsätzlich bundesweit. Allerdings gab es prozentual mehr Vorfälle bei CSDs in ostdeutschen Bundesländern.
So fanden 2025 etwa 25 Prozent der CSDs in ostdeutschen Bundesländern und 75 Prozent in westdeutschen Bundesländern (inklusive Berlin) statt. Angegriffen oder gestört wurden allerdings 66 Prozent der CSDs im Osten und etwa 38 Prozent der CSDs im Westen, wie aus dem Bericht hervorgeht.
“CSDs sind Demokratieorte”
“CSDs sind nicht nur Feiern queerer Vielfalt, sondern Demokratieorte, an denen Menschenrechte sichtbar werden”, so Timo Reinfrank
aus dem Vorstand der Amadeu Antonio Stiftung.
Gerade in kleineren Städten und ländlichen Regionen Ostdeutschlands, wo CSDs oft zum ersten Mal stattfänden und regelmäßig Anfeindungen erlebten, stünden sie für gesellschaftlichen Mut und demokratische Selbstbehauptung. “Wenn diese Räume bedroht werden, trifft das die demokratische Öffentlichkeit im Kern.”
So viele CSDs wie noch nie
Insgesamt gab es in 2025 laut Amadeu Antonio Stiftung mit 245 Veranstaltungen zum Christopher-Street-Day so viele CSDs in Deutschland wie noch nie. Sie finden traditionell in den Sommermonaten statt.
Die Daten zu den Angriffen wurden von Juli bis September 2025 nach Angaben der Stiftung durch Medienmonitoring, Social Media Monitoring sowie eine Umfrage unter CSD-Veranstaltern erhoben.
Die Amadeu Antonio Stiftung setzt sich seit 1998 gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus ein.
