Gericht in Italien billigt Auslieferung von Verdächtigen des Nord-Stream-Anschlags

Gericht in Italien billigt Auslieferung von Verdächtigen des Nord-Stream-Anschlags

Luftbild von der Meeresoberfläche der Ostsee mit Luftblasen im Bereich der Nord-Stream-2-Pipeline

Stand: 27.10.2025 12:31 Uhr

Ein Gericht in Bologna hat die Auslieferung eines Ukrainers nach Deutschland gebilligt. Er wird verdächtigt, die Anschläge auf die Nord-Stream-Pipelines geleitet zu haben. Sein Anwalt will aber weiterkämpfen.

Im juristischen Streit um die Auslieferung eines mutmaßlichen Nord-Stream-Saboteurs an Deutschland hat ein italienisches Gericht einer Überstellung zugestimmt. Dies teilte der Anwalt des beschuldigten Ukrainers mit.

Allerdings wird der Fall vielleicht noch einmal verhandelt werden. Rechtsanwalt Nicola Canestrini kündigte nach der Entscheidung des Gerichts in Bologna an, Revision vor dem Kassationsgericht in Rom einzulegen. Letzteres hatte zuvor das Verfahren bereits schon einmal an das Gericht in Bologna zurückgegeben.

Verdächtiger wurde im Urlaub festgenommen

Serhij K. gilt als einer der mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge auf die Gasleitungen im September 2022. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm gemeinschaftliches Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion an dem früheren deutsch-russischen Prestigeprojekt und Sabotage vor. Deshalb soll er in Deutschland vor Gericht gestellt werden. Dafür beantragte die Bundesanwaltschaft die Auslieferung.

K. war im Sommer auf Grundlage eines europäischen Haftbefehls an der italienischen Adriaküste festgenommen worden, wo er mit seiner Frau und seinen Kindern Urlaub machte. Seit seiner Festnahme sitzt der Ukrainer in einem Hochsicherheitsgefängnis.

Oberstes Gericht stoppte zuvor Auslieferung

Ursprünglich hatte das Gericht in Bologna bereits im September einer Auslieferung zugestimmt. Der Anwalt des Ukrainers brachte den Fall jedoch vor Italiens oberstes Gericht. Dieses stoppte Mitte Oktober die Auslieferung überraschend wegen Verfahrensmängeln und gab den Fall zurück nach Bologna. In neuer Konstellation sollte das Gericht erneut entscheiden.

Die Anschläge auf die Nord-Stream-Gaspipelines hatten vor drei Jahren weltweit Aufsehen erregt. Ein halbes Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine beschädigten Sprengungen die beiden Pipelines so sehr, dass kein Gas mehr durchgeleitet werden konnte. Die Explosionen wurden in der Nähe der dänischen Insel Bornholm registriert.

In Warschau war Ende September dieses Jahres ein weiterer Verdächtiger aus der Ukraine, Wolodymyr Z., festgenommen worden. In dem Fall hatte ein polnisches Gericht Anfang Oktober die Untersuchungshaft verlängert und eine Auslieferung nach Deutschland vorerst abgelehnt. Die Ukraine hat eine Verwicklung in die Anschläge stets zurückgewiesen.

Lisa Weiß, ARD Rom, tagesschau, 27.10.2025 12:58 Uhr

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