Die Proteste im Iran weiten sich aus. In vielen Städten protestieren Menschen gegen die schlechte wirtschaftliche Lage im Land. Gleichzeitig melden örtliche Medien erste Festnahmen.
Bei den Protesten in der iranischen Hauptstadt Teheran und weiteren Städten ist es laut einem Zeitungsbericht zu ersten Festnahmen gekommen. Nach Angaben der Tageszeitung Shargh wurden an der Universität Teheran vier Studenten festgenommen. Wer für die Festnahmen zuständig ist und wo die Betroffenen festgehalten werden, ist dem Bericht zufolge nicht bekannt.
Die Hochschulzeitung Amir‑Kabir hatte zuvor berichtet, die Universität sei von Sicherheitskräften umzingelt worden und die protestierenden Studenten seien auf dem zentralen Campus eingeschlossen gewesen.
Justiz warnt vor “entschiedenem” Vorgehen
Die iranische Justiz drohte ein “entschiedenes” Vorgehen gegen jeglichen Aufruhr an. Friedliche Demonstrationen für bessere Lebensbedingungen seien legitim, doch jeder Versuch, im Zuge der Proteste Unruhe zu verbreiten, werde Folgen haben, sagte Generalstaatsanwalt Mohammed Mowahedi-Asad gegenüber Staatsmedien.
“Jeder Versuch, die Wirtschaftsproteste zu einem Werkzeug der Unsicherheit zu machen, zur Zerstörung von Allgemeinbesitz oder einer Umsetzung von außerhalb des Landes entworfenen Szenarien wird unvermeidlich eine legale, angemessene und entschiedene Antwort auslösen”, sagte der Generalstaatsanwalt.
Proteste seit mehreren Tagen
Die Proteste begannen am Sonntag in mehreren Geschäftsvierteln Teherans. Ausgelöst wurden sie durch die anhaltende Wirtschaftsmisere und die Unfähigkeit der Regierung, den rapiden Absturz der nationalen Währung zu kontrollieren.
Schon bald wurden auch politische Parolen gegen das islamische System gerufen, einige Demonstranten forderten gar die Rückkehr zur Monarchie. Bereits am zweiten Tag gab es Augenzeugen zufolge Proteste in weiteren iranischen Großstädten sowie gewaltsame Polizeieinsätze.
Sicherheitsorgane warnen vor Unruhen
Präsident Massud Peseschkian versprach in einer kurzen Botschaft wirtschaftliche Reformen und erklärte seine Dialogbereitschaft, was bei den Demonstranten keine Beachtung fand. Die überwiegend staatlich kontrollierte Presse berichtete zwar über die Proteste, vermied jedoch Hinweise auf die harschen Parolen gegen die politische Führung.
Nachdem die Proteste an Dynamik gewonnen hatten, sprachen die Sicherheitsorgane von einer “ausländischen Verschwörung der Feinde des Iran” mit dem Ziel, Unruhe und Instabilität im Land zu schaffen. Die Öffentlichkeit solle wachsam sein und sich nicht an den Protesten beteiligen.
Israel unterstützt Proteste
Der israelische Geheimdienst Mossad machte unterdessen seine Unterstützung für die Demonstranten deutlich. Die Menschen sollten ihren Protest fortsetzen, sie würden dabei vom Mossad “vor Ort” unterstützt, erklärte der Geheimdienst im Onlinedienst X.
“Geht zusammen raus auf die Straße. Die Zeit ist gekommen. Wir sind mit euch”, schrieb der Mossad in einer Botschaft auf Farsi, wie das israelische Armeeradio berichtete. “Nicht nur aus der Entfernung oder mit Worten. Wir sind auch mit euch vor Ort,” hieß es darin weiter. Israel und der Iran sind Erzfeinde.
