Paramount Skydance schaltet MTV-Musikkanäle ab

Paramount Skydance schaltet MTV-Musikkanäle ab

Das MTV-Logo in silbergrau.

Stand: 31.12.2025 04:47 Uhr

Es ist das Ende einer Ära. Nach 44 Jahren schaltet Paramount Skydance die internationalen MTV-Musikkanäle ab. Grund ist die Konkurrenz durch Streamingdienste und Social Media – und ein Wettbewerb mit Netflix.

Martin Ganslmeier

Vor 44 Jahren war es der Beginn einer neuen Ära – 1981 ging der Musiksender MTV an den Start: Ein Sender, der nur Musikvideos ausstrahlt, war damals bahnbrechend. Doch in den vergangenen zehn Jahren haben Streaming-Dienste und Social-Media dem Musiksender das Leben schwer gemacht. Nun stellt der US-Mutterkonzern Paramount Skydance zum Jahresende die internationalen MTV-Musiksender ein.

Betroffen sind zunächst die internationalen Musikkanäle von MTV und jene MTV-Sender, die immer noch überwiegend Musikvideos zeigten. Dazu gehören MTV 80s, MTV 90s, die sich auf Musik der 80er- und 90er-Jahre spezialisiert haben, sowie Club MTV und MTV Live, wo man vor allem Live-Konzerte sehen konnte.

“Es gab schon länger kein Geschäftsmodell mehr”

Für den früheren MTV-Vorstandschef Tom Freston kommt die Entscheidung von Paramount Skydance nicht überraschend: “Es gab schon länger kein Geschäftsmodell mehr dafür, ein Musikvideo nach dem anderen im linearen TV auszustrahlen. Das bekommt man heute überall im Internet”, sagt er.

Immerhin will Paramount Skydance in den USA weiterhin MTV HD ausstrahlen. Allerdings soll der Schwerpunkt auf Reality-Shows und Entertainment liegen, nicht mehr auf Musikvideos.

Für den Mutterkonzern gibt es mehrere Gründe, das Ende der MTV-Ära einzuläuten. Die Einschaltquoten gingen jedes Jahr zurück. Die meisten Nutzer schauen sich Musikvideos auf YouTube, TikTok oder anderen Streaming-Plattformen an. Dort sorgen Algorithmen dafür, dass man gezielt mit Musik-Videos für seinen persönlichen Geschmack versorgt wird. Außerdem können sich die Nutzer interaktiv austauschen.

“Heute werden mehr Musikvideos als je zuvor produziert”

Das Ende der MTV-Ära bedeutet also nicht das Ende von Musikvideos, betont der frühere MTV-Chef Tom Freston im Sender CNN: “Heute werden mehr Musikvideos als je zuvor produziert. Die sind immer noch sehr beliebt, auch bei den Künstlern. Aber eben fürs Netz und On-Demand, nicht mehr fürs lineare TV. Klassisches TV lohnt sich nur noch, wenn du Nachrichten oder Sport im Angebot hast. Alles andere hat in der digitalen Streaming-Welt ein Problem.”

Zumal die klassischen Fernsehsender viel teurer sind und weniger Geld bringen als Streaming-Angebote im Netz. Weshalb Paramount Skydance seit Sommer 2024 mehr als 500 Millionen Dollar bei seinen linearen TV-Sendern eingespart hat. Nicht nur bei MTV, auch beim Traditionssender CBS, beim Kindersender Nickelodeon und bei Comedy Central.

Außerdem wurden die Fernsehstudios von Paramount geschlossen. Stattdessen wird kräftig in die Streaming-Plattform Paramount+ investiert sowie in Social-Media-Angebote. Einer der Höhepunkte in der Geschichte von MTV – das legendäre Unplugged-Konzert von Eric Clapton aus dem Jahr 1992 – soll jetzt neue Abonnenten für die Streaming-Plattform Paramount+ locken.

Kampf mit Netflix um Warner Bros.

Und es gibt noch einen weiteren Grund, warum der US-Mutterkonzern von MTV derzeit so viel Geld zusammenkratzt. Paramount Skydance befindet sich in einem knallharten Bieterwettkampf um den traditionsreichen Film- und Medienriesen Warner Brothers Discovery. Der besitzt die erfolgreiche Streaming-Plattform HBO Max. Eine Fusion von HBO Max und Paramount+ könnte Marktführer Netflix Konkurrenz machen, weshalb auch Netflix Warner Brothers übernehmen will – und bislang sogar die besseren Chancen hat. Auch deshalb braucht Paramount Skydance noch mehr Geld für ein noch besseres Übernahme-Angebot.

Somit geht die Ära zu Ende, die 1981 mit einem berühmten Musikvideo begann: “Video killed the Radio Star”. Wobei – Ironie der Geschichte – das oftmals totgesagte Radio auch 44 Jahre später immer noch ziemlich lebendig ist.

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