In Folge des Klimawandels werden Extremwetterereignisse häufiger. Auch 2025 hat sich das gezeigt: Dürren, Hitzewellen, Wirbelstürme, Überschwemmungen und Waldbrände forderten Menschenleben und verwüsteten Landstriche.
Eigentlich hätte 2025 gar kein sonderlich heißes Jahr werden müssen. Die Voraussetzungen für ein kühles Jahr wären eigentlich gut gewesen. Es war zum Beispiel kein El-Niño-Jahr, die Meeresoberfläche war zuletzt wieder etwas kühler.
“Die von Menschen verursachten Treibhausgasemissionen führten aber dazu, dass die globalen Temperaturen weiterhin außergewöhnlich hoch waren”, mahnt Theodore Keeping, Klimawissenschaftler am Imperial College London, bei der Vorstellung des Jahresberichts der World Weather Attribution.
Klimawandel verschärft Wetterextreme
Wissenschaftler der Forschungsinitiative analysieren seit elf Jahren, welchen Einfluss der Klimawandel auf Extremwetterereignisse weltweit spielt. “Die Antwort ist leider sehr eindeutig”, so Keeping. Immer höhere weltweite Durchschnittstemperaturen verursachten ständig neue Wetterextreme wie Wirbelstürme, Hitzewellen, Überschwemmungen, Dürren und Waldbrände.
Das Jahr 2025 wird das zweit- oder drittheißeste seit Beginn der Aufzeichnungen werden. Die genauen Werte wird das europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus im Januar vorstellen.
Werden Extremwetterereignisse normal?
Seit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens vor zehn Jahren sei die weltweite Durchschnittstemperatur bereits um weitere 0,3 Grad angestiegen, warnt Keeping: “Jeder Bruchteil eines Grades beeinflusst die Wahrscheinlichkeit extremer Wetterereignisse.” Im Durchschnitt seien seitdem jährlich elf zusätzliche heiße Tage hinzugekommen und Hitzewellen zehnmal wahrscheinlicher geworden.
Aber, fügt Keepings Kollegin Sjoukje Philip vom Königlich Niederländischen Meteorologischen Institut hinzu: “Alle Hitzeereignisse, die wir beobachtet haben, sind im aktuellen Klima vielleicht keine extremen Ereignisse mehr, weil sie inzwischen recht normal geworden sind.” Auch Philip ist Teil der World Weather Attribution.
Was heißt Extremwetter?
157 Extremwetterereignisse führen die Forschenden der Initiative World Weather in ihrem Bericht für 2025 auf. “Die Ereignisse, die wir uns angucken, wählen wir nach humanitären Auswirkungen aus”, ordnet Friederike Otto, Professorin für Klimawissenschaft am Imperial College London und Mitbegründerin der World Weather Attribution, im ARD-Interview ein.
Wenn etwa bei einer Überschwemmung mehr als eine Million Menschen oder 50 Prozent der Bevölkerung betroffen waren – oder sie mehr als 100 Todesopfer gefordert hat -, sei die Katastrophe schwerwiegend und werde im Bericht aufgeführt. Mit jeweils 49 Fällen waren Überschwemmungen und Hitzewellen 2025 die häufigsten Extremwetterereignisse.
Klimawandel hat häufig Einfluss
Außerdem untersuchen die Forschenden den Einfluss des Klimawandels auf Extremwetter. Dazu berechnen sie mit Klimamodellen, wie häufig Hitzewellen und Extremwetter vorkommen würden, wenn sie die Treibhausgase aus der Rechnung entfernen – und vergleichen sie dann mit der Realität. In diesem Jahr haben sie das für 22 Ereignisse getan. Nur bei fünf konnten sie keinen direkten Einfluss des Klimawandels feststellen.
Beim Extremniederschlag in New South Wales in Australien sei recht sicher, dass der Klimawandel einen sehr geringen Einfluss habe, sagt Friederike Otto. Bei den anderen vier Fällen aber fehlten schlichtweg Daten. “Im Kongo zum Beispiel gibt es überhaupt keine Wetterstation in der Gegend, wo die Überschwemmungen stattfinden”, so Otto.
Lieferung von Lebensmitteln und Hilfsgütern während der Überschwemmungen in New South Wales, Australien.
Hitzewellen sind tödlichste Extremwetterereignisse
Am schwierigsten seien die Untersuchungen für extreme Hitze. “Das sind mit Abstand die tödlichsten Extremereignisse weltweit”, erklärt die Klimawissenschaftlerin. Allerdings gäbe es nur für Europa belastbare Zahlen. Dort haben Hitzewellen im Jahr 2025 insgesamt 24.400 Menschenleben gefordert. “Zwei Drittel davon wären ohne den Klimawandel noch am Leben.”
Die Folgen des menschengemachten Klimawandels träfen die ärmsten und verletzlichsten Gesellschaften am meisten, fügt Theodore Keeping hinzu. Und in diesen Ländern vor allem Frauen und Mädchen, die sich in Landwirtschaft oder beim Straßenverkauf ihrer Waren schlecht vor Hitze schützen können.
Anpassung ist nötig – reicht aber nicht
Als gravierendes Beispiel verweisen die Wissenschaftler auf den Hurrikan Melissa, der im Oktober Jamaika verwüstet hat. Es war der stärkste, den es seit Beginn der Aufzeichnungen 1851 dort gegeben hat. Die Insel sei gut vorbereitet gewesen – dennoch sind viele Menschen gestorben, Tausende wurden obdachlos, die Schäden waren immens.
“Natürlich kann man sagen, Hurrikane der Stärke 5 hat es auch ohne Klimawandel gegeben”, ordnet Friederike Otto ein: “Aber durch den Klimawandel gibt es sie jetzt eben häufiger.” Deswegen sei Anpassung wichtig, Frühwarnsysteme, mehr Hilfe für Staaten, die besonders leiden.
Jamaika zeige aber besonders stark, dass Anpassung nicht reiche, so Otto. Deshalb fordert sie, was in der Wissenschaft schon lange Fakt ist: Die Menschheit soll möglichst schnell aus den fossilen Energien aussteigen.
Denn jedes Molekül Treibhausgas in der Atmosphäre heizt die Erde weiter auf. Das, so Otto, sei grundlegende Physik. Wer den menschengemachten Klimawandel leugne, leugne die Naturgesetze.
