Im Iran ist es den zweiten Tag in Folge zu massiven Protesten gegen die wirtschaftliche Lage gekommen. Dabei wird der Unmut gegenüber der Regierung lauter. Und nun mischt sich auch noch ein ausländischer Geheimdienst mit ein.
In mehreren Geschäftsvierteln Teherans hat es den zweiten Tag in Folge Proteste gegen die desolate wirtschaftliche Lage gegeben. Augenzeugen berichteten, Hunderte Ladenbesitzer hätten ihre Geschäfte in der iranischen Hauptstadt geschlossen und andere aufgefordert, sich den Protesten anzuschließen.
Die Demonstrationen hatten am Sonntag begonnen, nachdem die Landeswährung Rial innerhalb weniger Stunden auf ein neues Rekordtief gefallen war. Der Absturz lähmte den Handel und stürzte Märkte und Händler in völlige Verwirrung. Infolgedessen soll dem iranischen Staatsfernsehen zufolge auch der Chef der iranischen Zentralbank, Mohammed Resa Farsin, zurückgetreten sein.
Kritik an der Regierung
Was als wirtschaftlicher Protest begann, artete schnell in politische Parolen aus. Demonstranten riefen Slogans gegen die Regierung, darunter “Tod dem Diktator”. Die Kundgebungen sollen am zweiten Tag noch größer – laut Augenzeugen protestierten Tausende – und die Parolen noch heftiger gewesen sein.
Einige bezeichneten das System als “würdelos” und forderten mit Rufen wie “Lang lebe der König” sogar die Rückkehr der Monarchie. Laut Augenzeugen wurden in verschiedenen Teilen Teherans Polizeieinheiten eingesetzt, die Tränengas verwendeten, um die Menge zu zerstreuen.
Israelischer Geheimdienst bekundet Unterstützung
Auch die staatliche Presse berichtete über die Proteste in mehreren Basaren und Einkaufszentren der Hauptstadt, vermied jedoch Hinweise auf die harschen politischen Parolen. In den sozialen Netzwerken kursierten Videos von großen Menschenmengen auf den Straßen, deren Echtheit allerdings nicht unabhängig verifiziert werden konnte.
In einer seltenen Mitteilung ermutigte der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad die Teilnehmer der Proteste. “Lasst uns zusammen auf die Straßen gehen”, hieß es in einer Mitteilung des Mossad auf Persisch auf der Plattform X. “Die Zeit ist gekommen. Wir sind mit euch. Nicht nur aus der Ferne und Worten. Wir sind auch mit euch auf den Plätzen.” Die Zeitung Jerusalem Post wertete dies als “seltene offene Bestätigung des Mossad in Bezug auf laufende Operationen im Iran”.
Wut gegen Peseschkian und Araghtschi
Beobachter sehen einen möglichen Auslöser der Eskalation in den jüngsten Äußerungen von Außenminister Abbas Araghtschi. Dieser hatte die internationalen Sanktionen gegen den Iran als “Problem, aber zugleich auch als Segen für das Volk” bezeichnet. Kritiker fragten, wie Armut ein “Segen” sein könne, und warfen der Regierung vor, jeglichen Bezug zur sozialen Realität verloren zu haben.
Die öffentliche Wut richtet sich auch gegen die Regierung von Präsident Massoud Peseschkian. Ihm wird vorgeworfen, staatliche Mittel zur Unterstützung bewaffneter Gruppen in den palästinensischen Gebieten, im Libanon und im Jemen einzusetzen, statt die Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung zu lindern.
Größte Wirtschaftskrise der iranischen Geschichte
Die Inflation im Iran hat seit Monaten astronomische Ausmaße erreicht und macht selbst alltägliche Einkäufe unerschwinglich. Steigende Mieten zwingen zudem viele junge Iraner, wieder bei ihren Eltern einzuziehen.
Irans Nahostpolitik, der harte Kurs gegen Israel und das umstrittene Atomprogramm haben zu internationalen Sanktionen geführt. Insbesondere die Banksanktionen haben den Ölexport – die wichtigste Einnahmequelle des Landes – blockiert. Experten zufolge handelt es sich um die schwerste Wirtschaftskrise der iranischen Geschichte.
