Mit Angriffen auf mutmaßliche IS-Lager im Nordwesten Nigerias wollen die USA ein Zeichen setzen. US-Präsident Trump spricht vom Schutz verfolgter Christen – doch ein Militärexperte sieht die Aktion skeptisch.
Laut US-amerikanischen Medien feuerte ein US-Marineschiff mehr als ein Dutzend Marschflugkörper vom Typ Tomahawk ab. Wie ein Pentagon-Vertreter sagte, habe man zwei Lager der Terrororganisation “Islamischer Staat” (IS) im Nordwesten von Nigeria im Visier gehabt. Zum Schaden machten weder die USA noch Nigeria detaillierte Angaben.
“Taktisch macht das viel aus, strategisch vielleicht weniger”, schätzt Cedric Leighton, US-Luftwaffenoffizier im Ruhestand, im Sender CNN den Angriff ein. “Da brauchen wir erst noch die Bewertung durch das Militär.” US-Regierungen – vor allem die derzeitige – setzten gerne Tomahawks ein, weil sie taktisch sehr nützlich sind, sagt Leighton. “Aber wenn sie nicht Teil einer größer angelegten Militäroperation sind, dürfte ihr strategischer Nutzen nur begrenzt sein.”
US-Präsident Donald Trump erklärte, man habe den “terroristischen Abschaum” des IS im Visier gehabt. Die Terroristen hätten vor allem Christen getötet, in einem Ausmaß, das man seit Jahrhunderten nicht gesehen habe.
“Betrachten es als einmalige Angelegenheit”
Aus Sicht von Ex-Offizier Leighton ist der Sinn der Zielauswahl fraglich. “Wir greifen da ein Ziel im Nordwesten von Nigeria an”, führt er aus. “Die meisten Angriffe auf Muslime und Christen gleichermaßen passieren aber im Nordosten, meistens verübt von Boko Haram, einer großen Terrororganisation.”
Und das sei ein Teil des Problems, sagt Leighton. “Wir begreifen das nicht als eine Sache, die die gesamte Region betrifft, sondern wir betrachten (unsere Attacke) als eine einmalige Angelegenheit. Aber dabei ist nichts hier eine einmalige Angelegenheit.”
Ende Oktober hatte Trump erstmals gewarnt, die Christen in Nigeria stünden vor einer “existenziellen Bedrohung”. Später sagte der Präsident, man könne “mit gezogenen Waffen” einmarschieren. Und er wies das Pentagon an, Maßnahmen zum Schutz der Christen vorzubereiten. Seit Ende November fliegen die USA Aufklärungsflüge über Nigeria. Kriegsminister Pete Hegseth kündigte gestern Abend weitere Angriffe an.
Nigeria dankt den USA – und widerspricht leise
Unter großem Druck durch die USA stehend, stellte Nigeria den Militäreinsatz als eine gemeinsame Aktion der beiden Länder dar. Laut dem Außenministerium handelte es sich um “Präzisionsschläge” gegen “terroristische Ziele”.
Ausdrücklich ordnete die nigerianische Regierung den Angriff nicht als Militäreinsatz zum Schutz von Christen ein. “Das ist kein Problem von Nigeria, und es ist kein Problem zwischen Christen und Muslimen”, erklärte Außenminister Yusuf Tuggar bei CNN. “Sondern es ist ein regionales Problem. Wir aber lassen all das beiseite. Wir erkennen an, dass wir die Unterstützung anderer Länder brauchen.”
Die Regierung von Nigeria hat die Darstellung, dass Christen in dem Land verfolgt würden, stets zurückgewiesen. Vielmehr würden Konflikte um Ressourcen bewusst verzerrt dargestellt, um sie in das Narrativ religiöser Verfolgung einzufügen. Gleichzeitig versprach Nigeria unter dem Eindruck von Trumps Drohungen, beim Kampf gegen militante Gruppen mit den USA zusammenzuarbeiten.

